Elmar L. Kuhn

Fundstücke - Hermann Lenz


Hermann Lenz

September 2020

Herman Lenz: Der Kutscher und der Wappenmaler. Roman. (1972)
2. Aufl. Frankfurt : Suhrkamp, 1997 (BS 428).

Alles war daselbe, und wozu das Ganze? 9

… niemals etwas anders wurde und alles nur so ablief wie es mußte; 11

… ich hab noch am Alten genug, denn ihm erschien Altes besser als Neues. 25

… Leute, welche glaubten, daß in der Zukunft alles besser würde ; zu denen aber wollte Kandel nicht gehören, … 47

‘s ist nimme dees … 88

… in Württemberg ereignete sich nichts Umstürzlerisches. 88

Württemberg war gar net schlecht ; es lag abseits. 94

Doch besser dünkt ja allen, was vergangen ist … (Mörike)

Und seither kannte er das wirkliche Gesicht der Liebe und wußte, wie es war. Zerrissen halt, sonst nichts. Das Gleichgewicht kam nicht dabei heraus. 107

Jeder wartet doch auf etwas, das nie kommt. 113

… weil doch halt bloß das Alte schön war, … 138

Der schöne Schein half ihm mehr als der häßliche, und heute war der häßliche modern; … Jedenfalls entschied sich Kandel für den schönen Schein. 154

‘Von der Zeit nichts wissen wollen. 163


Herman Lenz: Die Begegnung. Roman. (1979) Frankfurt: Suhrkamp, 1982 (st 828).

… du willst alles so belassen, wie es ist … 10

Sonderbar, dass ich selbst immer wieder etwas wie Trost brauchte. Den findest du im Gras, im Bachwasser und in der Fernsicht, … 13

… Schönes war bekanntlich schmerzhaft. 39

Die Erinnerung an Liebe wurde schmerzhaft ; wie war sie wild und struppig, und wie schlecht passte sie in die Bequemlichkeit. 54

Durchkommen musst du; mehr ist nicht vonnöten. 83

Nie verschwand das Gefühl : du gehörst nicht dazu … ihnen erschien es als Hochmut.130

Weißt du, manchmal denke ich : Empfindungen passen nur zur Jugend und zum Alter. Wenn du dich sehnst und wenn du zurückschaust, dann empfindest du etwas. Musst du aber etwas tun, dann belästigen dich doch deine Gefühle … 134

Für mich war der Dienst wichtig, ein geregelter Verlauf der Arbeit, der mich stützte. 135

Dich im Amt aufrecht halten. Deine Arbeit tun. 168

Wir sind jetzt ältere Herrschaften, merk dir das. 180

« Verstehst du denn darunter nur … » Ja, nur das. Ohne das ist alles andre nichts, … Und das hast du bekanntlich nie empfunden. … Aber du kennst es trotzdem nicht und kannst es auch nicht haben. Du weißt nicht, wie alles verschmilzt, wenn man sich liebt … » 186


Herman Lenz: Erinnerung an Eduard. Erzählung. Frankfurt : Insel, 1981.

… am beständigsten sind für mich Bilder der Erinnerung. 7

… Altes erscheint jedem Alten liebenswürdiger als das Neumodische. 29

Aber ich werde es noch lernen, unter meiner Zeit wegzurutschen. 36

Und nötig war, abzuwarten, alles absinken zu lassen und zu hoffen, es werde noch einmal von Licht durchdrungen. 73

Schließlich sind wir gestandene Liebesleute und über den nervösen Anfang längst hinaus. Wir haben uns doch selber in der Hand. 139

… die Erinnerung … für mich wenigstens ein Hauch von Glück war. 158

Besucht eure Vergangenheit. 181


Herman Lenz: Bilder aus meinem Album. Frankfurt: Insel, 1987.

Vor deiner Haut beginnt die Fremde. 146

… es Gegenwart gar nicht gibt; es gebe nur Vergangenheit. 148f.

… Bedürfnis einer empfindsamen Natur, sich von der eigenen Epoche ab- und einer durch Tod gereinigten Sphäre zuzuwenden; … 150

Denn immer schreibt Lenz in dem Bewusstsein, dass er einer alternden Epoche angehört, die « Läppischem und Rüdem » hörig ist. 150

« Nichts, das mich verdroß. Nichts, das mich freute. » (C. F. Meyer)

« Wer hasst, ist zu bedauern, und mehr fast, wer liebt. » (Waiblinger) 152

Die Ordnung ist eine Illusion, und die Auflösung, das Chaotische, ist das Gegenwärtige, das immer gilt. 163


Herman Lenz: Leben und Schreiben. Frankfurter Vorlesungen. Frankfurt : Suhrkamp, 1996 (es 1425).

… ich habe das Gefühl: jetzt bist du auf deinem Weg. 45

Die k. und k. Monarchie schien zum letztenmal eine Kultureinheit zu umschließen, die gerade noch zusammenhielt. 69

Doch es sollte sich Licht ausbreiten zwischen der Wörtern, damit die Welt heller wird, … 95

… jener Spezies gedacht, die Mörike « Sommerwesten » zu nennen pflegt, … 107

« All, was du hältst, davon bist du gehalten, … » (Grillparzer) 135

… Verstandes- und Meinungspoesie unserer Zeit … 140


Herman Lenz: Ein Lesebuch. Hg. Erhard Eppler. Frankfurt : Suhrkamp, 1997 (st 2678)

Die unsichtbare Loge, 1949

… wir … sind tief mit den Toten, überhaupt mit allem Entschwundenen verbunden, es ist unser Nährboden, dem wir verhaftet sind, und unsere Wurzeln reichen tief in die Vergangenheit hinab. 183

Die Augen eines Dieners, 1966

… jeder Mensch war länger auf der Welt als seit seinem Geburtstag. 13

… es war besser, wenn er sich heraushielt aus dem Lebensschlamm und nur zuschaute. 17

Sein Leben wurde angereichert mit Vergangenem, als ob er alle Stiegen, alle Höfe, alle Kammern und Dachböden, alle Winkel und niedrigen, bodennahen Wohnungen, die bevölkert gewesen waren mit Menschen seiner Verwandtschaft, im Blut und in den Nervensträngen hätte. 20

Gut, dass alles Künftige unbestimmt war, er hoffte nicht aufs Künftige; … Gut, dass das Vergangene feststand und hereinatmete in das, was er jetzt tat. Das Vergangene durchsetzte alles und saugte es auf. Vergangenheit war immer; es gab nur Vergangenheit, Vergangenheit und täglichen Dienst, in dem die Freiheit lebte, jederzeit weggehen zu können . 22

Wie das Vergangene in der Erinnerung erschien, war es niemals gewesen. 27

Dame und Scharfrichter, 1976

… er sah alles, was geschah, als wäre es bereits vergangen. 92

Die Häuser und die Tore, die Plätze und die Straßen, die sich nicht verändert hatten, waren seine Freunde. 92

Einhorn geh nach Drommersheim, 1977

Jeder erlebt nur Momente, Impressionen, Episoden und spürt den Hauch des Augenblicks. 218

Die Begegnung, 1979

Du bist angelegt als einer, der sich zuschaut und die andern sieht mit schmerzhaftem Gefühl. 72


Herman Lenz: Zwei Frauen. Erzählung. Frankfurt : Suhrkamp, 1998
(st 2794).

Also das Essen und die Frauen und der Wein: dies war ihrem Mann wichtig gewesen; … 34

Hier, an diesem abseitigen Ort in Schwaben, war noch etwas spürbar, auf das man sich früher verlassen hatte und das ‘Glauben’ genannt worden war. 124

… einen Sinn mußte das Leben schließlich haben. 134

« Wie etwas Uraltes und deshalb Schönes », … 136

… heutzutage … nur eine minderwertige Kultur gab; … 156

… du hier eine Mauer aufgerichtet hast gegen die Zeit? 160

… die Vergangenheit aus dem Gedächtnis sozusagen heraustropfte. 179



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