Es gab in Oberschwaben nicht nur evangelische Reichsstädte, es gab auch einige Landgemeinden als evangelische Inseln im katholischen Umfeld. Sie konnten sich freilich nicht frei entscheiden wie die Städter, sie waren Untertanen, deren Herren über ihre Religion entschieden. „Die von der Stadtobrigkeit gesteuerte Reformation auf dem Land blieb Anhängsel städtischer Reformationspolitik“ (Hofer in Kießling). Zur evangelischen Konfession bekannten sich im später württembergischen Oberschwaben die Einwohner von zwei altwürttembergische Gemeinden, fünf Gemeinden, die von Niederadelsfamilien reformiert und an Württemberg verkauft wurden, je drei Gemeinden unter ulmischer und unter Biberacher Herrschaft, sowie Mehr- oder Minderheiten in mehreren gemischten Orten unter der Herrschaft von Stadt oder Spital Biberach.
Ennahofen, OA Ehingen, Gde Allmendingen, ADK
Bestandteil der Herrschaft Neusteußlingen der Herren von Freyberg, 1581 an Wttbg, 1582 Reformation
Grötzingen, OA Ehingen,Gde Allmendingen, ADK
Siehe Herrschaft Niedersteußlingen, Wttb.
Sondernach, OA Ehingen, Gde Schelklingen, ADK
Herrschaft Neusteußlingen der Herren von Freyberg, 1581 an Wttbg heimgefallen,
1582 Reformation
Weilersteußlingen, OA Ehingen, Gde Allmendingen, ADK
Herrschaft Neusteußlingen, Wttbg.
Mundingen, OA Ehingen, Stadt Ehingen, ADK
Ab 1454 in Herrschaft Wttbg. integriert,
1534/35 Reformation
Rottenacker, OA Ehingen, ADK
1447 Vogtei über Kl. Blaubeuren an Wttbg.,
1535/36 Reformation
Pflummern, OA Riedlingen, Stadt Riedlingen, LK BC
Herrschaft 1565 von Speth an Herren von Karpfen, 1603 an Wttbg verkauft, die seit 1534/35 evang. Familie von Karpfen führt kurz nach 1565 die Reformation ein
Ersingen, OA Ehingen, Gde Erbach, ADK
Ortsherrschaft im Besitz der Ulmer Sammlungsfrauen ab 1423,
Sammlung unterstand Landesherrschaft Ulm,
1461 eigene Pfarrei, Reformation schon vor 1531, 1537 abgeschlossen
Unterbalzheim, OA Lph, Gde Balzheim, ADK
Herrschaft Balzheim im Besitz der Fam. Ehinger von Ulm,
Ulm führt 1541 Reformation ein, Hans Ehinger, Bm von Ulm,
Wain, OA Lph, LK BC
HG u NG Kl Ochsenhausen verkauft Herrschaft 1569 an Eustach von Landfried, der sie 1571 an Ulm weitergibt, 1573 Einführung der Reformation
Bergerhausen, OA Biberach, Stadt Biberach, LK BC
Ortsherrschaft Spital Biberach, Pfarrei Biberach,
Birkendorf, OA Biberach, Stadt Biberach, LK BC
Herrschaft Warthausen, 1146-1529 Pfandbesitz der Stadt Biberach, 1529 an Schad von Mittelbiberach, 1546/48 Hoch- und Niedergericht an das Spital Biberach, urspr. Filial der Pfarrei Warthausen, nach der Reformation nach Biberach eingepfarrt
Oberholzheim, OA Lph, Gde Achstetten, LK BC
Gfsch Kirchberg, Ortsherrschaft nach 1460 geteilt zwischen Spital BC u Kl. Gutenzell, Hochgericht 16. Jh. von Stadt Biberach beansprucht, 1581/89 der Gfsch Kirchberg (Fugger) zugestanden, 1536 verbietet Biberach kath. Gottesdienst, Fam. von Stein verkauft 1544 Patronat an das Spital. Pfarrei fortan evang.
Gemischte Orte
Attenweiler, OA Biberach, Gde. Attenweiler, LK BC
Hoch- und Niedergericht Stadt Biberach, Pfarrei 1427 dem Kloster Schussenried inkorporiert, 1538 evang. Prädikant eingesetzt, 1547 Pfarrei wieder an Kloster Schussenried, eine evang. Minderheit verbleibt
Burgrieden, OA Laupheim, Gde. Burgrieden, LK BC
Seit 1466 Hoch- und Niedergericht Spital Biberach, Pfarrei 1423 dem Kloster Heggbach inkorporiert, in der Reformation setzt die Stadt Biberach einen Prädikanten ein, 1548 Rückgabe der Pfarrei an Kl. Heggbach, eine evang. Minderheit verbleibt, betreut von der Pfarrei Oberholzheim
Gutershofen, OA Biberach, Gde. Attenweiler, LK BC
Wie Attenweiler, evang. Mehrheit
Hochstetten, OA Laupheim, Gde. Burgrieden, LK BC
Wie Burgrieden, evang. Minderheit
Jordanbad, Stadt Biberach, LK BC
Hoch- und Niedergericht Stadt Biberach, eingepfarrt nach Biberach, evang. Minderheit
Röhrwangen, OA Biberach, Gde. Warthausen, LK BC
1535 Verkauf durch die Herren von Essendorf an das Spital Biberach mit allen Rechten, nach 1530 Reformation, evang. Minderheit
Schammach, OA Biberach, Gde. Attenweiler, LK BC
Wie Attenweiler, evang. Mehrheit
Winterreute, OA Biberach, Altgde. Ringschnait, Stadt Biberach, LK BC
Ortsherrschaft Spital Biberach, Pfarrei Ummendorf 1376 dem Kloster Weißenau inkorporiert, evang. Minderheit
Im heute bayerischen Ostschwaben besetzte die Reichsstadt Memmingen zehn evangelische Pfarreien in ihren ländlichen Herrschaften. Lindau konnte die Reformation nur in ihren sog. inneren Gerichten auf Dauer sichern. Die Reichsstadt Kempten setzte in drei Pfarreien, in denen ihr das Patronat zustand, Prädikanten ein. In der Herrschaft Grönenbach führten die Marschälle von Pappenheim sogar die im Augsburger Religionsfrieden ausgeschlossene reformierte Konfession ein. Als die Herrschaft an das Stift Kempten 1692 überging, musste es seinen neuen Untertanen die weitere Ausübung ihrer Konfession garantieren. Sie siedelten aber nicht geschlossen, sondern gemischt unter Katholiken rund um Grönenbach. Gelegentliche Sympathien von anderen Niederadeligen mit der Reformation führten zu keinem dauerhaften Übergang ihrer Herrschaften zum neuen Glauben.