1517 hatte Luther in Wittenberg seine Thesen verkündet, die sofort in ganz Deutschland im Druck verbreitet wurden. 1518 hatte er sich auf dem Reichstag zu Augsburg geweigert, zu widerrufen. Auf dem Wormser Reichstag 1521 war Luther geächtet worden, dank des Schutzes seines Landesherrn ohne konkrete Folgen.
Seine Lehre erreichte sehr bald auch den Süden Deutschlands und fand dort Sympathisanten. Nach einer Pestepidemie, als ein Großteil der Bevölkerung der Geistlichen geflohen war, begann Ende 1519 in Konstanz der in der Stadt zurück gebliebene Pfarrer der Stiftskirche St. Johann im reformatorischen Sinne zu predigen und fand gleich großen Zulauf. Ihn unterstützten bald Bartholomäus Metzler, Helfer des Pfarrers von St. Stephan und sogar der neu berufene Münsterprediger Johannes Wanner, der mit Zwingli in Zürich Kontakt aufnahm. Als ein Domherr dem Rat das Wormser Edikt mit der Ächtung Luthers überreichen wollte, hinderte ihn bereits eine aufgebrachte Menschenmenge daran. Als der Bischof 1523 gegen die renitenten Prediger vorgehen wollte, bezog der Rat politisch Position, verhinderte Verfahren vor dem geistlichen Gericht und sprach dem Bischof jegliche Autorität in Glaubensfragen ab. Ende 1523 ließ sich der Rat von den Zünften ermächtigen, über das weitere Vorgehen in der Religionsfrage zu entscheiden. Mittlerweile bedrängte der Konstanzer Patriziersohn Ambrosius Blarer nach seinem Austritt aus dem Benediktinerkloster Alpirsbach den Rat in einer Flugschrift, im Sinne Zwinglis als Stadtobrigkeit endlich die „evangelische Wahrheit handzuhaben“. Im Februar 1524 erließ der Rat ein Predigtmandat, wonach nur noch „das heilige Evangelium ohne menschlichen Zusatz“ gepredigt werden dürfe.
In Memmingen hatte 1521 das Wormser Mandat noch ungehindert verkündet werden können. Der Prädikant Christoph Schappeler hatte sich im gleichen Jahr in einer Predigt noch auf eine allgemeine Kritik an der Politik des Rats beschränkt, im folgenden Jahr kritisierte er den Bildungsstand seiner geistlichen Kollegen, sprach dem Kirchenrecht die Geltung ab, es dürfe nur noch gelten solle, was in der Hl. Schrift steht, deren Lehren unmittelbar im politischen und sozialen Leben umzusetzen seien. Eine Predigtordnung des Rats verlangte, nur nach der Schrift zu predigen. Als der Bischof von Augsburg den Kirchenbann gegen Schappeler aussprach, antwortete der Rat, man müsse Gottes Wort mehr gehorchen als des Bischofs Drohungen. Anfang 1525 setzte der Rat eine Disputation zwischen Schappeler (der schon 1523 in Zürich die dortige Disputation mit geleitet hatte) und dem Stadtpfarrer der Frauenkirche an. Der Rat als politische Obrigkeit der Stadt entschied, dass die Argumente Schappelers überzeugender gewesen seien. Weitere Geistliche der Stadt stellten sich auf Schappelers Seite, Mönche und Nonnen verließen ihre Klöster, Hunderte empfingen das Abendmahl unter beiden Gestalten. Der Kürschnergeselle Sebastian Lotzer, wenig später Verfasser der Zwölf Artikel im Bauernkrieg, propagierte die neue Lehre in seinen Druckschriften.
In der Reichsstadt Lindau bestanden drei Kirchen, die Stiftskirche des politisch selbständigen Damenstifts, die eigentliche Pfarrkirche St. Stephan und die Kirche des Franziskanerklosters. Johannes Fabri war nominell Pfarrer, hatte aber gleichzeitig die Pfarrstellen von Leutkirch und Wain inne und war seit 1518 Generalvikar des Bischofs von Konstanz. In Lindau war er selten, als seinen Vikar hatte er Siegmund Rötlin eingesetzt. Der Lesmeister der Franziskaner Michael Hugo, also der für die Bildung des Konvents und für Predigten zuständige Mönch, hatte eifrig die Bibel und die Schriften Luthers studiert und fing 1522 an, im evangelischen Sinne zu predigen. 1524 ließ er eine Predigt drucken, in dem er die Bedeutung des Glaubens gegen die Werke hervorhob und die Heiligenverehrung ablehnte. Als Faber auf einer seiner seltenen Predigten in Lindau vor der neuen Lehre warnte, griff ihn Hugo am gleichen Tag auf der Kanzel der Klosterkirche an. Das Volk strömte nun zu den Predigten des Mönchs und sang Spottlieder auf den geldgierigen Faber, der in der kirchlichen Hierarchie Karriere machte, seine Gemeinden aber selten besuchte. Als Faber den Mönch vor das geistliche Gericht nach Konstanz zitierte, lehnte der Rat rundweg ab. Als Hugo im Herbst 1524 an der Pest starb, setzte der Rat den bisherigen Vikar Fabris Siegmund Rötlin, der mittlerweile ebenfalls die neue Lehre verkündete, als Prediger in St. Stephan ein und berief aus Hohenems Thomas Gaßner als Helfer, der später der führende Reformator Lindaus werden sollte. Damit verdrängte der Rat faktisch den Pfarrer, jetzt Hofprediger des Erzherzogs Ferdinands, des Bruders des Kaisers und damit eine politisch äußerst einflussreiche Persönlichkeit, und bezog ebenfalls Position für die Reformation. Faber prozessierte jahrzehntelang dagegen ohne Erfolg, trotz der Unterstützung Österreichs.
Reformatorische Lehren waren auch von den Prädikanten in Biberach und Isny, sowie dem Stiftsvikar in Kempten zu hören, aber ohne dass dort die städtischen Obrigkeiten schon Stellung bezogen. Anders in Überlingen: Als sich dort ein Goldschmied 1522 prolutherisch äußerte, ließ ihn der Rat sofort gefangen nehmen und als sich 1525/26 der dortige Lesemeister der Franziskaner lutherisch äußerte, wies ihn der Rat aus der Stadt aus.
Aber nicht nur in Reichsstädten, selbst in waldburgischen Landstädten an der Donau gingen Geistliche zur reformatorischen Lehre über, in Riedlingen der in Siena promovierte Pfarrer Dr. Johannes Zwick und der Prediger. Der Pfarrer konnte sich zunächst noch halten, aber den Prediger ließ der Truchsess gefangen nehmen, wogegen die Bürger protestierten. Er konnte fliehen und wurde bei Nürnberg evangelischer Pfarrer. Der Pfarrer unterhielt Kontakte zu den Reformatoren in Zürich, Basel und Straßburg. Er wich 1525 nach Konstanz aus, wo er der wichtigste evangelische Geistliche wurde. In Munderkingen musste der 1524 angestellte Prediger nach zwei Jahren entlassen werden, aber auch sein Nachfolger predigte im evangelischen Sinne, worauf er 1527 gefangen gesetzt wurde.
Dass man auch auf dem Lande die Lehren von Wittenberg und vom näheren Zürich wusste, zeigte sich an der Parteinahme einiger Geistlicher im Bauernkrieg. So hat der Sernatinger (heute Ludwigshafen a. B.) Vikar Johannes Hüglin 1523/24 vom Bodmaner Pfarrer einige Flugschriften Luthers erhalten.
Aber nicht nur Drucke der bekannten Reformatoren kursierten in der Region, hier wurden auch eigene Schriften verfasst und verbreitet. Die Predigt des Lindauer Lesemeisters wurde schon erwähnt. Der Riedlinger Pfarrer ließ 1526 in Konstanz eine Rechtfertigungsschrift für seine Gemeinde drucken. Der Memminger Kürschnergeselle Sebastian Lotzer vertrat gleich in mehreren Flugschriften: „Was nit sein Ursprung auß der hailigen Gschrifft hat, ist nichts dann Yrrtung, Vinsternus, und eytel Verderbnus“. Urban Rhegius, Sohn des Spitalkaplans in Langenargen, hatte mit Graf Johann von Montfort in Freiburg studiert. Als er 1521 bereits in Augsburg als Domprediger wegen seiner „lutherischen Irrtümer“ angegriffen wurde, widmete er zwei Druckschriften hiesigen Personen: eine Schrift zur Verteidigung Luthers einem Jacobus Nepotus aus Tettnang und eine Erklärung des Vaterunsers wohl der Frau des montfortischen Vogts in Langenargen, 1522 eine Übersetzung einer Schrift des Humanisten Erasmus von Rotterdam seiner vormaligen Landesherrin, der Gräfin von Montfort, Frau seines Studienfreundes Graf Johannes. Von seiner Kaplanstelle in Hall in Tirol vertrieben verbrachte er den Winter 1523/24 in Tettnang und kehrt dann nach Augsburg zurück, von wo ihn der Herzog von Braunschweig als Reformator nach Celle berief. Ein Dr. Philipp Melhofer aus Eriskirch am Bodensee griff in seiner Druckschrift die Messe, die Heiligenverehrung und den Priesterstand an. Er setzte voraus, dass „die Bauern alles Vertrauen in den Klerus und den Glauben an die alten Lehren verloren haben“. In einem Vorwort warnte Christian Herbstmayer aus Fischbach, damals Priester in Schachen bei Lindau, seine Kollegen, er werde bald gröberes Geschütz als diese Flugschrift auffahren. Geschütze ließen bald die Adressaten der Schrift, die Bauern, und ihre Herren gegeneinander losdonnern.
Der katholische Adel und die Prälaten sahen die Gefahr und schlossen 1524 in Leutkirch ein Bündnis zur Verteidigung der katholischen Religion und Durchsetzung des Wormser Edikts.
Noch schien auf dem Lande am See und im Allgäu Ruhe zu herrschen. Der Weingartner Abt Gerwig Blarer schrieb 1524: „Luther ist noch bei uns Allgäuern, Gott hab Lob, in kleinem Ansehen.“ Die Geistlichen der Grafschaft Tettnang ließen keinerlei Sympathie für die Reformation erkennen. Als Urban Rhegius 1522 in Tettnang weilte, warfen ihm dortige Geistliche vor, „es sei töricht, der Kirche nicht zu glauben, eine so herrliche Sache wie den Ablass zu verwerfen. Besonders übel sei die Ansicht, daß die Messe kein Opfer sei, dass man nicht für andere Messe lesen könne.“ Als Rhegius sie aufforderte, ihm erst einmal zu definieren, „was die Kirche, was der Ablass, was ein Sacrament eigentlich sei, wussten sie nichts zu antworten“ (Uhlhorn).