Es ist nicht Aufgabe der Historiker, Asche zu bewahren, sondern aus der Asche die Funken zu schlagen, „im Vergangenen den Funken der Hoffnung anzufachen“ nach Walter Benjamin 9.“Geschichtsforschung“ sollte nach dem französischen Historiker Fernand Braudel „nichts anderes [sein] als die andauernde Befragung der Vergangenheit im Namen der Probleme und der Wißbegier der Gegenwart“10.
Ich frage deshalb, was in und für Oberschwaben bislang an Modellen entwickelt wurde, in denen aus Charakteristiken von Vergangenheit und Gegenwart Leitziele für die Zukunft abgeleitet wurden, also welche Funken in der Asche gefunden wurden.
Nun hat allerdings schon die bereits zitierte amtliche Landesbeschreibung festgestellt, dass „der Sinn für die Regionen des abstrakten Denkens schwächer zu sein“ scheint in Oberschwaben. „Vernunft gilt als Kind unbewohnbarer Städte“, urteilt Peter Renz11. Für Oberschwaben gilt offenbar mit wenigen Ausnahmen dasselbe wie für Slowenien: Unser Land „besitzt keinen wirklichen Mittelpunkt, der in geographischem wie auch im moralischem Sinn das Zentrum bilden könnte. Aus diesem Grund haben wir keine Denker von zentripetaler Energie“12.
Ich habe deshalb nur wenige solcher Modelle gefunden, in denen Vergangenheit und Zukunft auf einander bezogen wurden, keine vor 1945 und die wenigen späteren meist in essayistischer Form13.