Elmar L. Kuhn

Die Reformation in Oberschwaben


1.5 Die Klöster

In den Klöstern beachtete man die Ordensregeln wenig. Das Kloster Weingarten war nach einem Brand 1477 hoch verschuldet. Nur der Unterstützung Zürichs war es zu verdanken, dass der Papst das Kloster nicht einem Kardinal verlieh. Die 15 Mönche , vier Kleriker und drei Brüder mussten immer wieder zur Teilnahme am Chorgebet ermahnt werden. Sie sollten nicht „schreien, singen, zutrinken, spielen und streiten“. Sie besaßen alle Privateigentum und trugen nicht immer ihren Ordenshabit. Sie liebten „Kurzweil, Spiel und Gesellschaft mit Laien und die Jagd“. Der Abt Gerwig Blarer scheute sich nicht, sich zu den Reichstagen von seiner Konkubine begleiten zu lassen, worüber die evangelischen Reichsstände als eines „guten Vorbilds eines geistlichen Vaters“ spotteten. 1545 musste sogar die österreichische Regierung ein Mandat an den Abt wegen des unsittlichen Lebens seiner Mönche erlassen.

(Aber zu solcher verachtung hat er nit wenig ursach mit seiner leuchtfertigkait geben, dann er zu zeiten gewon war, sein concubin[ oder balmesel mit uf die reichstäg en maniere deguisee, in form ains raisigen, mit sich zu nemen. Die rit mit, war ufwarten; und war nur gar ein hüpsche sach, die von den evangelisch als ain guts vorbilde eins gaistlichen vatters wol ward herfür gezogen und ußgericht.)

Im Kloster Isny war die Zahl der Mönche auf 4 geschrumpft. Wie Weltgeistliche gingen die Mönche frei im Kloster ein und aus. Es drohte die Überlassung der Abtei an einen italienischen Kardinal. Doch der neue Abt führte 1502 wieder die strenge Klausur, versetzte seine Mönche in andere Klöster und bildete statt ihrer einen neuen Konvent aus Mönchen aus den strengeren Klöster Blaubeuren und Wiblingen.

Auch im kleinen Paulinerkloster Langnau musste die Gräfin von Montfort 1520 die Beachtung der Ordensregel, ordentliches Finanzgebaren und rechte Ordnung des Stundengebets anmahnen.

Folgende oberschwäbischen Klöster erreichten bis ca. 1500 die Reichsunmittelbarkeit:

Benediktiner: Irsee, Ochsenhausen, Weingarten

Prämonstratenser: Marchtal, Roggenburg, Rot an der Rot, Schussenried, Weißenau

Zisterzienser/innen: Baindt, Gutenzell, Heggbach, Salem

Deutscher Orden: Altshausen, Mainau

Damenstifte: Buchau, Lindau

Konkrete Beispiele kirchlicher Missstände, der geringen Bildung des Klerus auf dem Lande, possenhafter Predigten und lüsterner Mönche berichtet die Zimmersche Chronik aus unserem Raum: „wie die Geistlichen den Bürgern zu deren Weibern und Töchtern nisten“. Die unsinnigen Predigten ungebildeter Geistlichen gäben den Evangelischen nur Anlass, die Katholiken und ihre Priester zu verachten. Aber der Chronist entschuldigt, man könne ob „solch loser Buben“ nicht alle Orden, die ganze Religion und das alte Herkommen der Vorfahren“ verurteilen.

Die verschiedenen Reformansätze blieben vereinzelt und isoliert und führten zu keiner grundlegenden Reform. So blieb die Unzufriedenheit.

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