Elmar L. Kuhn

Die österreichische Provinz des Paulinerordens


Die Klöster

Die Gründungen

Zu unterscheiden sind die Klostergründungen im geographischen Raum des heutigen Österreich von den Konventen der 1710 begründeten österreichischen Ordensprovinz. Als erste Niederlassung der Pauliner im heutigen Österreich wird 1351 Ebnit erwähnt. Es lag in der Herrschaft der Ritter von Ems, die erst Jahrhunderte später an die Habsburger gelangte. Das Eremitorium gehörte zur schwäbischen Ordensprovinz und wurde bereits vor 1377 von den Paulinern wieder aufgegeben.9Die nächsten Gründungen in heutigen Österreich sind besser bezeugt: zunächst 1414 Ranna in Niederösterreich und dann in dichter Folge im Burgenland um 1460 Schlaining, 1473 Kulm-Eberau und 1475 Baumgarten, wiederum in Niederösterreich 1480 Wiener Neustadt.10Das Burgenland gehörte damals zu Ungarn. Alle drei Gründungen im Burgenland gingen schon im 15. und 16. Jahrhundert zugrunde: Baumgarten fiel 1493 einem Brand zum Opfer, Schlaining mussten die Mönche um 1544, Kulm-Eberau um 1557 als Folge der Reformation verlassen.11Diese Klöster bleiben im Folgenden außer Betracht. Überlebt haben also das 16. Jahrhundert nur die Konvente in Ranna und Wiener Neustadt.

Es kam dann aber im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert im Bereich der österreichischen Ordensprovinz im Zuge der katholischen Gegenreform zu einer neuen Gründungswelle, im 17. Jahrhundert zunächst in den Ländern der böhmischen Krone. Erste Niederlassungsversuche in Příbor1641 und in Cetechovice 1652 scheiterten. Aber 1657 übergab Ferdinand Johannes Fürst von Liechtenstein das vormalige Kloster der Augustiner-Eremiten in Mährisch Kromau (Moravský Krumlov, Znojmo) den Paulinern, nachdem Piaristen und Serviten sich dort wieder zurückgezogen hatten.121670 vermachte der Graf von Rottal dem Orden “in monte miraculoso ad s. fontem“ bei Pristnicza in Mähren ein Kapelle mit 6 000 Gulden für eine „Residenz“, d. h. einen kleinen Konvent, wozu es aber nicht kam.131677 stiftete der Weihbischof von Prag, Johannes Thomas Pessina de Csehorod, sein Gut in Oboriste (Obořiště, Přibram) zur Gründung eines Konvents, wodurch „palma Paulina florentissimo Bohemiae regno implantata“.14Der Versuch, 1689 die vielbesuchte Wallfahrtskirche Maria Taferl in Niederösterreich zwischen Linz und Wien zu übernehmen, scheiterte am Widerstand des Bischofs von Passau.151708 überließ Franz Kaspar Conduzzi von Heldenfeld sein Schlösschen Purberg bei Graz in der Steiermark mit einem Gnadenbild dem Orden, der in der Folge hier die Wallfahrtskirche und das Kloster Maria Trost erbaute.161710 betraute der Graf Inzaghi die Pauliner mit der Betreuung der Wallfahrt zum Kalvarienberg in Kindberg in der Steiermark, die sie aber 1722 auf kaiserliche Anordnung wieder aufgeben mussten.17Dafür übergab im gleichen Jahr 1722 die Wiener Bruderschaft der 72 Jünger Christi den Kalvarienberg in Hernals bei Wien den Paulinern. Der Bitte des Grafen Heinrich von Starhemberg 1743, Paulinerpatres als „virginis matris ministros alicunde fidelissimos“ nach Pöstlingberg, heute einem Stadtteil von Linz in Niederösterreich, zur Betreuung der Wallfahrt zu Maria Schutz zu entsenden, wurde wegen ungenügender Ausstattung nicht entsprochen.18So bestand die Provinz ab 1710 aus 6 Konventen.19

Die erste Gründungswelle setzte in Österreich erst ein, als sie in Schwaben bereits abgeebbt war. Sie führte in Österreich trotz der Nähe zu Ungarn zu sehr viel weniger Gründungen als in Schwaben mit seinen insges. 20 bezeugten Konventen. In Schwaben schlossen sich um und nach 1340 mehrere Eremiten und Eremitengemeinschaften ohne Ordensbindung dem Paulinerorden an, während in Österreich alle Konvente neu begründet wurden. Ebenso wie in Schwaben ging eine Reihe von Konventen im 15. und 16. Jahrhundert wegen ihrer wirtschaftlichen Schwäche und als Folge der Reformation wieder ein. Die zweite Gründungswelle der Barockzeit beschränkte sich auf Österreich und fand in Schwaben keine Parallele.

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