„Ratio“ des Ordens war es, sich „religiosorum profectui“ ebenso zu widmen, wie „saecularium utilitati & saluti“.36Das officium divinum ist Kernaufgabe und Daseinsgrund eines Mönchskonvents. Diese Pflicht erfüllten die österreichischen Konvente offenbar getreu, denn nur zweimal wurden bei den Generalvisitationen entsprechende Versäumnisse gerügt. 1729 beklagte der Visitator, dass „cantum choralem, qui proprius nostrae religionis est, ferme agonizare“. Er verlangte deshalb, dass die Prioren die Choralbücher beschaffen, die Novizen und Studenten täglich den Choralgesang üben und Messe und Vesper an Sonntagen „choraliter persolvantur“. Nur an Feiertagen dürften wegen des zahlreichen Zulauf des Volkes Gottesdienste mit Instrumentalbegleitung gefeiert werden. Als Vorbild wurde den anderen Konventen Mährisch Kromau empfohlen.37Manchmal drückten sich Mönche vor dem mitternächtlichen Chor. Die „patres ex choro emanentes“ mussten sich zur Strafe am nächsten Tag „publice in refectorio sese humiliari“, wie der Visitator 1744 anordnete.38Ein grundsätzlicher Streitpunkt war aber der mitternächtliche Chor hier nicht, anders als in Schwaben, wo sich die Provinz stets weigerte und sich schließlich 1733 vom Luzerner Apostolischen Nuntius befreien ließ. Befreit wurden nur im Sommer die Patres in Maria Trost wegen ihrer Belastung durch die Wallfahrtsseelsorge.39
Dem „religiosorum profectui“ diente auch die Bestimmung eines Klosters in jeder Provinz als Noviziat und je eines Klosters für das Studium der Philosophie und Theologie. Die Novizen sollten in einem größeren Konvent auf dem Lande fern einer Stadt ausgebildet werden.40Nachdem der Versuch des schwäbischen Generalpriors Rudolf Biel, in Wien ein Studienhaus zu errichten, wegen dessen frühen Tod 1629 nicht realisiert werden konnte,41wurde im Zuge der Ordensreform mit der Annahme der neuen Konstitutionen 1643 in Wiener Neustadt ein Generalstudium der „artium liberalium“ eingerichtet und das Noviziat der noch ungeteilten ungarischen Mutterprovinz 1647 nach Wondorf (Sopronbánfalva) übertragen. Da Wiener Neustadt wegen des Krieges aber „tanto provinciae totius scholasticorum numero sustinendo impar fieret“, bat es 1651 „ut a studentibus […] liberetur“, wonach 1654 Lepoglava Studienhaus für Philosophie wurde.42In der Bulle Papst Clemens’ X., die 1671 die Einrichtung von Studienhäuser in jeder Provinz des Paulinerordens anordnete, wurde Wiener Neustadt, obwohl noch immer Teil der ungarischen Mutterprovinz, „pro studiis generalibus“ nur noch für „Austria“ vorgesehen.431680 konnte das Studium der Philosophie in Wiener Neustadt aufgenommen werden.44Nach Bildung der kroatisch-österreichischen Provinz bestimmte der erste Provinzialprior 1701 Ranna „in loco amoeno, solitario, ideoque educationi novellarum sacrae religionis plantularum perquam idoneo“ als Noviziat und Wiener Neustadt als Stätte „studiorum peripateticorum“.45Das Noviziat blieb wohl immer in Ranna. Als 1774 in jeder Provinz ein Kloster bestimmt werden musste, in dem die Konstitutionen wortgetreu eingehalten wurden, wurde wie in Schwaben das Noviziatskloster dafür vorgesehen, in diesem Fall Ranna.46Ein Studium der Theologie war ab 1720 in Mährisch Kromau möglich, das „centuplum fructum fecit temporibus suis“, aber schon 1722 wurde es nach Wiener Neustadt verlegt.47Mittlerweile in Maria Trost untergebracht, kam es 1747 wieder nach Wiener Neustadt, wurde aber 1753 wieder nach Maria Trost transferiert.48Bei der Aufhebung 1783 wurde Wiener Neustadt als Ort des Hausstudiums bezeichnet, wobei offen bleiben muss, ob beide Fächer dort noch gelehrt werden konnten.
In der Sorge um „salus saecularium“ widmeten sich die schwäbischen Pauliner vor allem der regulären Pfarrseelsorge. In der österreichischen Provinz besaß nur Ranna Pfarrrechte, die nach der Gründung von der Burgkirche oberhalb des Klosters auf die Klosterkirche übertragen wurden. Zu dieser Mini-Pfarrei zählten nur die Bewohner des Schlosses und des Klosters. Die Pfarrkirche in Niederranna war dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian inkorporiert. Vielfach wurden aber die Patres von Ranna und Mährisch Kromau zur Aushilfe in der Seelsorge in Nachbarpfarreien geholt.
Die Patres in Wiener Neustadt hatten das Recht, Gottesdienste in der Annenkapelle der Pfarrkirche St. Aegidius zu feiern und versahen bei der Aufhebung 1783 die Seelsorge im Garnisonsspital und in der Kirche St. Leopold.491708 berief der Bischof von Wiener Neustadt sogar einen dortigen Pauliner, „rara dicendi suavitate clarus“, zum Domprediger.50
Wenn die Kaiserin persönlich eine Empfehlung schrieb, um die Freistellung eines Paters für eine Pfarrpfründe zu erreichen, waren Einwände kaum möglich,51 ebenso wenn Gönner des Ordens Patres als Hofkapläne erbaten wie ein Baron Lindek 1718, der Fürst von Liechtenstein 1693 und der mit einer Fürstin von Liechtenstein verheiratete Herzog von Holstein zweimal 1720 und 1729.52
In der Klosterkirche Ranna hatten die Schlossherren von Oberranna, die Freiherren von Neidegg als Klosterstifter, ihre Grablege, in Mährisch Kromau die Fürsten von Liechtenstein als Ortsherren und Klosterstifter. In Maria Trost konnten die Grafen von Wurmbrandt und die Freiherren von Stadl als Dank für die Stiftung von Altären Krypten für ihre Familienbegräbnisse anlegen,53in Oboriste die Familie Mladota de Solopisk als Dank für den Bau einer Kapelle.54
Als ihr Haupttätigkeitsfeld in der Seelsorge betrachteten die österreichischen Pauliner die Förderung und Betreuung von Wallfahrten. Es waren vor allem Marienwallfahrten, da der Paulinerorden „in allen seinen Kirchen Marianische Gnaden-Bilder verehret“, aber auch eine Eigentümlichkeit Ostmitteleuropas, die Wallfahrt zu eigens errichteten Kalvarienbergen. Im Sinne der „pietas Austriaca“ wurde die Marienverehrung in den Dienst des Landespatriotismus genommen, wenn sie in Maria Trost als „Generalin, Heeres-Führerin, Patronin und Schutz-Frau unseres Vatterlandes“ aufgefordert wurde, „rüste dich zu Feld, des Kaysers Truppen … führe sie an … Laß fliegen dein Panier, greiffe zur Wöhr, nihm deine Lantzen, o wahre Juno! O streithbare Kriegs-Göttin, und Erhalterin des Hauß von Österreich“.55Marien- und Passionsfrömmigkeit ließen sich leicht verbinden, an einem Ort oder durch Wallfahrten, wie 1734 von Hernals nach Maria Trost.
In Wiener Neustadt wurde seit 1647 eine Kopie der Schwarzen Madonna auf dem Hellen Berg in Tschenstochau (Jasna Góra Częstochowa) verehrt, dem größten Kloster der Pauliner überhaupt. Der Festprediger dankte in seiner Predigt 1747 zum hundertjährigen Jubiläum, dass die „Marianische Gemeinde dieser Lands-Fürstlichen Freyen Neustadt … jederzeit ersprießlichste Ruhe unter hellen Schutz Flüglen Mariae gefunden, so offt sie selbe bey gefährlicher Unruhe verschiedener Trangsaalen unter liechten Schatten Czestochauischen Gnaden-Bilds gesuchet“.56Es sei sogar „praxis piissima ab immemorabili tempore“, dass die Kaiser bei jedem Aufenthalt in Wiener Neustadt zuerst die Paulinerkirche aufsuchten und in der Kapelle „B. Virginis Czestochoviensis“ an einer Messe oder einer Lauretanischen Litanei teilnahmen. Solche Besuche der kaiserlichen Familie werden von 1687, 1689, 1726 und 1728 berichtet.57Neben der Kopie der Schwarzen Madonna wurde in der Kirche auch „ico Deiparae virginis auxiliatricis“ verehrt.58Dass man im Wiener Neustädter Paulinerkloster eine ganz besondere Reliquie besaß, nämlich das Haupt des Ordenspatrons, des hl. Paulus von Theben, verschwieg man nach außen, da man der Echtheit selbst nicht traute.59Weniger Probleme hatte man mit dem rechten Arm von Johannes Eleemosynarius, 612-617/18 Patriarch von Alexandrien.60
Auch in Ranna gelang es dem Prior Benedikt Leipolt im 17. Jahrhundert eine Marienwallfahrt zu begründen: „Ut autem sacer locus e squallore suo ad statum meliorem decoremque elevaretur, … prioris cura fuit, propagatio devotionis erga beatissimam virginem Rannensem“.61Erstmals fanden sich 1663 zehn Pfarreien und mehrere Adelige zur feierlichen Verehrung einer spätgotische Marienstatue ein. Als 1680 der Muttergottes von Ranna die Verschonung vor der Pest zugeschrieben wurde, nahm der Marienkult einen weiteren Aufschwung und das Gnadenbild wurde nun auf dem Hauptaltar installiert. Zusätzlich stiftete die Fürstin von Liechtenstein noch 1761 eine Kopie des Gnadenbildes von Mariazell, bei seiner Exposition erfolgte „ingens populorum concursus“.62Als weiteren Anziehungspunkt für Wallfahrer ließ der Prior Leipolt 1678 einen Kalvarienberg auf einem Hang neben dem Kloster erbauen, der 1734 durch die 14 Kreuzwegstationen und 1749 durch eine Kreuzkapelle ergänzt wurde.63
In Mährisch Kromau ließen die Fürsten von Liechtenstein 1692/93 eine Marienkapelle an die Klosterkirche anbauen und förderten die Wallfahrt zum Gnadenbild auch in der Folgezeit: „gratiis permultis ad pie invocantium preces effusis“, mehr ist darüber nicht bekannt.64
Die größte Bedeutung als Wallfahrtsort in der Obhut der österreichischen Pauliner erlangte Maria Trost. Heute noch ist es nach Mariazell das wichtigste Marienheiligtum der Steiermark. 1689 hatte der Hof-Registrator und Taxator Franz Kaspar Conduzzi von Heidenfeld das sog. Purberg-Schlössl bei Graz 1689 erworben, in dessen Hauskapelle sich eine aus dem Stift Rein stammende Muttergottesstatue befand. Ab 1693 verfolgte Conduzzi voll Eifer und unbeirrbar das ehrgeizige Ziel, auf seinem Purberg eine Marienwallfahrtsstätte zu begründen. Er stieß damit zunächst auf den entschiedenen Widerstand der Grazer Geistlichkeit, der Seckauer Fürstbischöfe und Salzburger Erzbischöfe. Nach ersten angeblichen Wundern, die von den geistlichen Behörden allerdings bezweifelt wurden, begannen Pilger zur von Conduzzi nun Maria Trost genannten Marienkapelle zu strömen. 1695 waren es bereits an Sonn- und Feiertagen 800 Gläubige, 1698 hingen in der Kapelle 200 Votivgaben als Dank für Gebetserhörungen, im Jahr 1709 wurden 180 000 Wallfahrer gezählt, in den Folgejahren durchschnittlich 140 000. 1698 hatten die Pauliner erstmals mit Conduzzi über eine Übernahme der Wallfahrtsstätte verhandelt, 1708 übergab er sie dem Orden mit der Begründung: „massen dieser hl. Orden in allen ihren Provinzien mit weltberimbten miraculosen Mariae Bildern leichtet, anbey kein Mendicanten Religion, folglich in Landt niemant überlästig und oneros“.65Der Salzburger Erzbischof führte in Rom dagegen Klage, resignierte aber 1711. Der Zulauf zum Gnadenbild sei zu groß sei und „sine scandalo“ könne die Wallfahrt nicht mehr aufgehoben werden.66 Nach der Baugenehmigung durch den Erzbischof und den Kaiser konnten die Pauliner 1714 den Neubau von Kirche und Klostergebäuden beginnen, in der 1719 der erste feierliche Gottesdienst gehalten wurde. Während der Bauzeit nahm der Zustrom der Wallfahrer weiter zu, die meisten Pilger kamen aus Graz und seiner Umgebung, aber viele auch aus Innerösterreich, aus Ungarn und Kroatien. 1728 besuchten auch Kaiser Karl VI. mit seiner Frau den neuen Gnadenort, Maria Theresia kam als Kaiserin mit zwei Töchtern 1765. Ab 1734 kamen ein „andächtiges Wienner-Volk in … von Hochlöbl. Bruderschafft der ewigen Anbetung des Hochwürdigen Guts begleiteten Prozession“ und die Studenten der Universität Graz jährlich nach Maria Trost.67375 Gebetserhörungen in den Jahren 1709-14 meldeten die Patres nach Rom, ein gedrucktes Mirakelbuch verzeichnet für die Jahre 1722-31 ca. 250 Erhörungen. Später erwarb das Kloster noch die Leiber zweier sog. Katakombenheiliger aus Rom, 1742 des Knaben und Märtyrers Felician, 1745 und 1764 des Priesters und Märtyrers Bonus, dazu 1764 sogar ein Stück der Kleidung Mariens.68
Zwei weitere Marienheiligtümer waren den Paulinern angeboten worden: 1689 Maria Taferl und 1744 Pöstlingberg, beide schon bekannt und berühmt „ob insignem accursum populi, gratiarumque & miraculorum famam“.69Dazu kam es aus den erwähnten Gründen nicht.
Neben der Marienfrömmigkeit förderten die österreichischen Pauliner an drei Orten die Betrachtung des Leidens Christi durch die Anlage und Betreuung sog. Kalvarienberge, natürlicher oder künstlicher Hügel, auf denen drei Kreuze standen, und zu denen der Kreuzweg mit seinen Stationen führte. Solche Kalvarienberge waren vor allem im Donauraum verbreitet, die früheste Anlage wurde 1606 in Graz-Austein errichtet. In Ranna konnten die Pilger zur „Maria Rannensis“, seit 1678 auch auf dem Kreuzweg zum Kalvarienberg aufsteigen. 1686 wurde in Kindberg in der Steiermark eine Kalvarienberganlage eingeweiht, die der Ortsherr Graf von Inzaghi gestiftet hatte. Ab 1710 betreuten zwei bis drei Paulinerpatres die Wallfahrer, mussten aber 1722 Kindberg wieder verlassen.70
Hernals galt im frühen 17. Jahrhundert als Hochburg des Protestantismus in der Umgebung Wiens. Der seit 1632 in Wien weilende Jesuit Karl Mussard war überzeugt, dass bildliche Darstellungen des Leiden Christi besonders geeignet seien, das Volk dem katholischen Glauben zurück zu gewinnen und schlug deshalb vor, einen Kreuzweg mit sieben Stationen vom Stephansdom bis zu einer Grab-Christi-Kapelle in Hernals anzulegen.711639 wurden die Stationen geweiht, an der Prozession beteiligten sich das Kaiserpaar, der Hofstaat, Stadtrat und viel Volk. 1683 zerstörten die Türken während der Belagerung Wiens die Stationen und verwüsteten die Pfarrkirche. 1710 veranlasste die Wiener Bruderschaft der 72 Jünger des Herrn die Neuanlage des Kreuzweges mit sieben Stationen von Wien nach Hernals. Es sollte aber nicht nur Christi „Weg der Gefangenschaft“, sondern auch der „Weg vom Richthaus des Pilatus bis zur Höhe des Berges Golgatha“ gegangen werden können. Da es in Hernals keinen geeigneten Hügel gab, wurde „eine durch Pfeiler gestützte und in Hufeisenform ansteigende Treppenanlage“ gebaut, an deren Beginn unten eine Kapelle stand und die oben zur Kreuzigungsgruppe führte.72Außen mit Erde umgeschüttet, umschloss die Treppenanlage im Innern eine Kirche. Die Stiege war auf beiden Seiten mit sieben Stationskapellen besetzt, die auf der einen Seite zeigten, wie Jesus die sieben Hauptsünden büßt und auf der anderen Seite, wie Maria die sieben Haupttugenden lehrt. 1717 war der Kalvarienberg vollendet, die Wallfahrt war bei den Wiener Bürgern bald sehr beliebt. Die einen gingen im Büßerkleid, mit schweren Kreuzen belastet, im Gedenken des Leidens Christi betend von Station von Station und rutschten auf den Knien die Treppe hinauf, andere vergnügten sich bei den Buden und Ständen, die sich rasch hier ansiedelten und bald Ärgernis erregten. 1722 übergab die Bruderschaft die Obsorge um den Kalvarienberg den Paulinern, wie schon in Maria Trost mit der Begründung, man wolle die Besucher nicht durch Almosensammeln belästigen, und wähle deshalb keinen Bettelorden, sondern einen Orden, dem die Konstitutionen das Betteln verboten. Die Pauliner verbanden wieder Leidens- und Marienfrömmigkeit an diesem Ort und stellten 1729 ein Marienbild „vulgo de auxilio dicta“, das trotz türkischer Attacken 1683 unbeschädigt geblieben war, in der Kirche auf, in der „causa venerationis pietatisque fervore ingens frequentia populi confluere solit, nec frustra“.73 Alsbald geschahen auch Wunder. Da die Anlage des Kalvarienbergs mit seiner Kirche im Innern baufällig geworden war, musste 1766 der ganze Bau abgerissen und neu errichtet worden. Als die Kirche gerade im Rohbau stand, nahm am Palmsonntag 1767 Kaiser Joseph II. an einer Prozession nach Hernals teil.74
Nur Oboriste als einziges österreichisches Paulinerkloster spielte offenbar nie eine Rolle als Wallfahrtsstätte. Im Vergleich zu Österreich hatte die Wallfahrt bei den schwäbischen Paulinern keine entsprechende Bedeutung. Die Pilger zum sel. Arnold von Hiltensweiler und zu Kuno von Tannheim ebenso wie zu den Katakombenheiligen kamen nur aus dem Nahbereich. Auch wenn in allen schwäbischen Klosterkirchen der Pauliner Kopien des Tschenstochauer Gnadenbildes hingen, entwickelte sich daraus keine Wallfahrt. Auf der anderen Seite bemühte man sich in Österreich nicht so sehr um die Beschaffung von Katakombenheiligen aus Rom, wie sie in Schwaben geschätzt wurden.
Wenn schon keine Pfarrgemeinden mit den Paulinerklöstern verbunden waren, so konnten die Patres doch in den Bruderschaften Gläubige fester an ihr Kloster binden. In Wiener Neustadt bestanden gleich drei Bruderschaften: zum hl. Rosenkranz von 1652, zu den hl. fünf Wunden Christi von 1664, die auch über eine eigene Kapelle in der Klosterkirche verfügte, und „B. virginis Mariae de consolatione“, für die 1738 P. Franz Bossli ein Gebetbuch herausgab.751692 wurde in Mährisch Kromau die Bruderschaft zu den drei Pestheiligen Sebastian, Rochus und Rosalia eingeführt, zu deren Ehren schon 1688 eine Kapelle an die Kirche angebaut worden war.76In Hernals wurde die Wiener Bruderschaft der 72 Jünger des Herrn fortgeführt, die den Kalvarienberg hatte erbauen lassen. Die Patres von Oboriste errichteten dort 1733 eine Bruderschaft zum hl. Joseph.771734 gründete der Prior von Maria Trost die Bruderschaft „consolatricis Deiparae virginis“, der sich in den nächsten zwei Jahren 30 000 Männer und Frauen anschlossen, die vielleicht mit der 1760 erwähnten „Bruderschaft der Allerseligsten Jungfrau Mariä um Erlangung einer glückseligen Sterbestunde“ identisch ist.78In Ranna soll bei der Aufhebung eine Bruderschaft bestanden haben, die zeitweise mehr als 3 000 Mitglieder zählte.79Es verwundert, dass die österreichischen Klöster keine für den Paulinerorden eigentlich spezifische Schutzengelbruderschaft gründeten. Ihr schlossen sich in Langnau in Schwaben Tausende an und auch in Polen waren sie sehr verbreitet.80
Die Schule als Feld „utilitatis saecularium“ nutzten die Pauliner nur ausnahmsweise. In Mährisch Kromau war die Verpflichtung, Christenlehre zu unterrichten und die niedere Lateinschule zu unterhalten, Bedingung des Fürsten von Liechtenstein für die Übernahme des früheren Augustiner-Eremitenklosters durch die Pauliner. Die Patres sollten die Jugend „katechisieren, im Lesen, Schreiben und Verstehen, wie Reden der deutschen, böhmischen und lateinischen Sprache zu unterweisen, im Rechnen und Musik zu instruieren“.81Auch die Klöster Wiener Neustadt und Ranna sollen Schulen betreut haben.82