Welche Rolle spielten nun die Oberschwaben auf dem Konzil und welche Folgen hatte es für Oberschwaben?
Solch ein „Weltereignis“, wie es jetzt in Konstanz vermarktet wird, ließ man sich auch damals nicht entgehen, wenn man es sich leisten konnte. Aus den Teilnehmerlisten ergibt sich, fast alle VIPs Oberschwaben, fast alle Inhaber von Herrschaftspositionen in Oberschwaben, haben sich zumindest zeitweise während des Konzils in Konstanz aufgehalten, haben die Nähe des Königs und seines Hofs, der geistlichen und weltlichen Fürsten gesucht, haben sich in ihren Standeskreisen präsentiert, Kontakte gepflegt und aus nächster Nähe eine Prachtentfaltung bei Festen und Feiern verfolgen können, wie sie vorher und nachher in der Region nie mehr zu sehen war. Aber all diese hohen Herren blieben weitgehend passive Zuschauer, auf das Konzilsgeschehen hatten die Oberschwaben keinen erkennbaren Einfluss.
Der Konzilschronist Richental liefert im Anhang zu seiner Chronik riesige Listen von Konzilsteilnehmern. Aus Oberschwaben führt er folgende Personen auf:
Otto Markgraf von Baden und Röteln, Bischof von Konstanz „in terra Almanie“
Domkapitel Konstanz (12 Domherren).
Johanniter-Ritterorden-Meister in deutschen Landen: Graf Hugo von Montfort-Bregenz
Deutscher Ritterorden
- Ballei Schwaben-Elsaß-Burgund: Landkomtur von Königsegg
- Kommende Mainau: Komtur
Äbte
Benediktiner
- Isny: Johannes
- Kempten: Sifridus
- Mehrerau: Georius
- Ochsenhausen: Johannes
- Petershausen: Johannes
- Reichenau: Friedrich von Zollern
- Schaffhausen: Conradus
- Weingarten: Johannes von Essendorf
- Wiblingen: Nicolaus
- Zwiefalten: Wolffo
- (fehlend: Irsee, Marchtal)
Zisterzienser
- Salem
Prämonstratenser
- Weißenau: Georius
- (fehlend: Roggenburg, Rot, Schussenried, Ursberg)
Antoniter- Präzeptor- Memmingen: Jacobus
Pröpste
Augustiner-Chorherren, Pröpste
- Ulm, Wengen: Conradus
- Waldsee: Eberhardus
- (fehlend: Wettenhausen)
Bettelorden
Franziskaner, Dominikaner, Augustiner-Eremiten
Vom Bischof von Konstanz, Markgraf Otto von Baden-Hachberg (1410-1434) berichtet die Konzilschronik nur, dass er Johannes Hus verbot, im Haus, wo er untergebracht war, die Messe zu lesen. Vom deutschen Großprior des Johanniterordens, dem Grafen Hugo von Montfort-Bregenz, erfahren wir nur, dass er mit 40 Pferden in Konstanz einzog. Die anwesenden Äbte hatten das Recht, auf der mittleren der drei Sitzungsreihen im Münster an den Generalkongregationen des Konzils teilzunehmen, von irgendwelchen Stellungnahmen ist nichts bekannt.
1417 berief das Konzil ein Provinzkapitel der Benediktineräbte im Kloster Petershausen ein. 78 Prälaten und 48 Vertreter versammelten sich dort, um Reformen zu beraten. Der Abt von Weingarten entsandte wegen seiner Krankheit seinen Prior. Beschlossen wurde, das Gemeinschaftsleben und Chorgebet wieder einzuführen, die Klausur zu beachten, Privateigentum zu untersagen und für eine bessere Bildung der Mönche zu sorgen. Genutzt hat es wenig.
Grafen
- Egon von Fürstenberg
- Heinrich von Fürstenberg
- Johann von Fürstenberg
- Konrad von Fürstenberg
- Friedrich von Helfenstein
- Konrad von Helfenstein
- Eberhard von Kirchberg
- Eberhard d. J. von Kirchberg
- Johann von Lupfen Landgraf zu Stühlingen
- Rudolf von Montfort
- Hugo von Montfort zu Pfannenberg
- Wilhelm von Montfort
- Wilhelm von Montfort zu Tettnang
- Eberhard von Nellenburg
- Konrad von Nellenburg
- Hugo Alt Werdenberg
- Albrecht von Werdenberg zu Bludenz
- Albrecht von Werdenberg d. J. zu Heiligenberg
- Hugo von Werdenberg zu Rheineck
- Rudolf von Werdenberg zu Rheineck
- Heinrich von Werdenberg zu Sargans
- Johann von Werdenberg zu Sargans
- Rudolf von Werdenberg zu Sargans
- Hermann von Sulz
- Rudolf von Sulz
Friedrich von Zollern
- Friedrich von Zollern Eitelfritz
- Friedrich von Zollern gen. Öttinger
- Friedrich von Zollern, Domherr zu Straßburg und Basel
Begleitung der Fürsten und Herren
Bei Graf Hans von Lupfen: Walter, Heinrich und Konrad von Anwil, von Artzingen, Hans von Heudorf, Ruoff von Neuhaus, Heinrich von Oftringen, Burkart von Reischach, Gebhard von Schellenberg
Bei Graf Hugo von Montfort, Landvogt: Rügger Hartzer, Knecht, Ulrich von Heimenhofen, Georg Kröl, Märk von Schellenberg, Heinrich Vogt, Konrad von Weiler
Freiherren
- Hans von Gundelfingen
- Stefan von Gundelfingen
- Wolfram von HewenJohann von Tengen
- Johann d. J. von Tengen
- von Zimmern
- Ritter und Knechte und edle Dienstleute aus Schwaben
- Frischhans von Bodman
- Hans Konrad von Bodman
- Hansli von Bodman
- Johann von Bodman
- von Dankertswil
- von Ebersberg
- von Hornstein
- Hans von Jungingen
- Lienhart von Jungingen
- Wolf von Jungingen
- Albrecht von Königsegg
- Albrecht von Königsegg
- Egg von Königsegg
- Hans von Königsegg
- Eberhard von Landau
- Eberhard d. J. von Landau
- von Schellenberg
- Vogt von Summerau
- Hans Truchsess von Waldburg, Ritter
- Jakob Truchsess von Waldburg, Ritter
- von Wolfurt
Viele dieser Teilnehmer finden sich auf einem bald nach 1418 gemalten Fresko in einem Haus der oberschwäbischen Handelsgesellschaft mit der Darstellung eines Turniers des schwäbischen Adels. Auf dem Fresko schauen nur die Damen zu, auf dem Konzil nahm der regionale Adel im wesentlichen auch nur eine Zuschauerrolle ein, einigen Standesvertretern waren organisatorische Aufgaben übertragen, ihnen und einigen weiteren Adligen waren immerhin einige spektakuläre Auftritte vergönnt, dazu später.
Die Aufenthalte in Konstanz waren nicht billig, bisweilen fast ruinös, man wollte sich ja in Szene setzen. So heißt es von Graf Rudolf von Montfort-Tettnang zu Scheer, bis 1415 königlicher Landvogt in Oberschwaben, er habe sich „nit ohne grossen Unkosten“ in Konstanz aufgehalten.
Reichsstädte
- Biberach
- Buchhorn
- Isny
- Kempten
- Lindau
- Memmingen
- Pfullendorf
- Überlingen
- Ulm
- Wangen
- (fehlend: Augsburg, Buchau, Kaufbeuren, Leutkirch)
Die Vertreter der Reichsstädte tauchen überhaupt nur in den Anwesenheitslisten auf.