Elmar L. Kuhn

Die Reformation in Oberschwaben


2.3 Die Täufer

Luther und Zwingli, beide hatten sich mit radikaleren Gegenkräften auseinander zu setzen, Luther mit Andreas Karlstadt und Thomas Müntzer, gegen die er sich nur mit Hilfe seiner Landesherren durchsetzen konnte, und Zwingli mit den sog. Täufern. Täufer oder Wiedertäufer wurden sie genannt, weil sie die Säuglingstaufe ablehnten und als Voraussetzung für die Taufe ein bewusstes Handeln aufgrund einer Glaubensentscheidung forderten. Ihr Ziel war, die christliche Kirche wieder in der Heiligkeit der Urgemeinde von Jerusalem aufzurichten. Ihnen ging es nicht wie Zwingli darum, „eine vorgegebene Gemeinschaft zu heiligen, sondern die heilige Lebensführung konstituierte erst die Gemeinschaft“ (Leppin), die sich von den anderen, als unvollkommen angesehen Christen scharf abgrenzte. Kennzeichen waren eine rigide Sittenzucht, Verweigerung der Übernahme von Ämtern und von Kriegsdienst, Ablehnung von Eiden, auch von Gehorsamseiden gegenüber der Obrigkeit. Damit erschienen sie als potentielle Aufrührer, die von allen Obrigkeiten verfolgt wurden. Zürich wies die Täufer bereits 1525 aus und ertränkte die Führer 1527 in der Limmat, bis 1533 fanden Hunderte von Täufern als Ketzer oder Aufrührer den Tod. Auch Luther verlangte, die Täufer zu köpfen, „denn sie sind aufrührerisch“. Dennoch breitete sich die Bewegung über die Schweiz, nach Tirol, Südwestdeutschland bis nach Mitteldeutschland, später an den Niederrhein aus. Immer wieder vertrieben und stets mit Verfolgung und Tod bedroht mussten sie sich stets neu als einzelne Gemeinden sammeln. 1527 formulierte eine Synode in Schleitheim am Hochrhein ein Programm. Doch zerfaserte sich die Bewegung in mehrere Strömungen, u. a. die Hutterer mit ihrer urchristlichen Gütergemeinschaft und das Münsteraner Täuferreich mit seiner totalitären Schreckensherrschaft. Von den Niederlanden aus expandierten die nun Mennoniten genannten Täufer nach ihrer Distanzierung von jeglicher Gewalt über England nach Amerika hinüber.

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