Elmar L. Kuhn

Oberschwaben und das Konzil von Konstanz 1414-1418


Die Ortswahl

König Sigismund und Papst Johannes wurden sich zwar rasch einig, ein Konzil einzuberufen, um das Schisma zu beenden, strittig blieb die Frage des Tagungsorts, als sie miteinander verhandelten. Der König wünschte einen Tagungsort im Reich diesseits der Alpen, der Papst in seinem Einflussbereich jenseits der Alpen. Den Kardinälen sei nicht zuzumuten, über die Alpen zu reisen, der Kaiser argumentierte, es sei den Fürsten nicht zuzumuten, die Alpen zu überqueren. So suchte man nach einem Ort nahe den Alpen, aber im Reich. Vorschläge kamen von den königlichen Räten. Herzog Ulrich von Teck schlug die Reichsstadt Kempten vor. Dagegen wandte Graf Eberhard von Nellenburg ein, Kempten sei zu klein und könne nicht so viele Teilnehmer beherbergen. Viel besser geeignet sei Konstanz. Es sei eine Bischofsstadt und liege am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee, so dass man alle Güter leicht zu Schiff herbeischaffen könne. Dort gäbe es genügend Raum, auch sei ausreichend Fleisch, Fische, Heu und Haber, auch aller Bedarf zu beschaffen. Wenige Jahre zuvor hätten in Konstanz die Verhandlungen zur Beendigung der Appenzeller Kriege stattgefunden und alle Beteiligten seien dort mit Herberge, Essen und Trinken zu tragbaren Preisen zufrieden gewesen. Der Papst schickte zwei Kundschafter nach Konstanz und in den Thurgau, um zu erkunden, ob dort genügend Unterkünfte und Verpflegung bereit standen. Trotz der unbefriedigenden Ergebnisse akzeptierte der Papst schließlich Konstanz als Tagungsort des Konzils: „mihi placet Constancie“. So haben die Konstanzer das Konzil dem Grafen von Nellenburg zu verdanken, Landgraf des angrenzenden Hegaus. Letztlich war freilich entscheidend, einen Ort gefunden zu haben, an dem eine möglichst breite Beteiligung aller kirchenpolitischen Fraktionen zu erwarten war. Es wurden ja Teilnehmer aus dem Reich, aus Italien, Spanien, Frankreich, England, Nord- und Osteuropa, bis hin zu einer Delegation der griechisch-orthodoxen Kirche erwartet. Es stellten sich sogar zwei Äthiopier ein, mit denen man sich aber nicht verständigen konnte.

Copyright 2024 Elmar L. Kuhn