Elmar L. Kuhn

Oberschwaben und das Konzil von Konstanz 1414-1418


Anreisen

Nun galt es die Unterbringung der vielen erwarteten Teilnehmer zu organisieren. Bereits im Juni 1414 kamen Graf Eberhard von Nellenburg, Frischhans von Bodman, beide königliche Räte, und ein ungarischer Abt nach Konstanz, um die Quartiere für die Teilnehmer zu verteilen und brachten dort jeweils deren Wappen an, mussten aber später feststellen, dass sich die wenigsten daran hielten und eben jeweils selbst nach den besten noch verfügbaren Räumen suchten. Im August traf dann bereits der oberste Kanzler des Papstes Johannes, ein Kardinal, mit seiner Begleitung auf 85 Pferden in Konstanz ein und logierte im Haus des Domdekans.

Am 1. Oktober brach Papst Johannes in Bologna zu der beschwerlichen Reise über die Alpen auf. Ihm war das Risiko bewusst, seinen Machtbereich zu verlassen, doch ging er davon aus, dass ihn das Konzil in seinem Amt bestätigen werde. In der folgenden Zeit liefen täglich Meldungen über den Fortgang der Reise des Papstes über die Alpen ein, auch über seinen Unfall auf dem Arlberg, das er als böses Omen betrachtete. Am 28. Oktober wurde er mit seiner Begleitung von neun Kardinälen in großer Prozession mit großen Ehren in Konstanz empfangen und bezog die bischöfliche Pfalz neben dem Münster. Schon bald wurde er beim Rat vorstellig, man müsse eine Ordnung aufstellen, in denen die Mietpreise und die Leistungsansprüche geregelt würden. Die drei Personen des königlichen Hofes, die schon als Quartiermacher tätig gewesen waren, handelten dann auch auf Wunsch des Papstes mit drei Ratsherren Richtlinien für Mietpreis und Ausstattung der Quartiere aus. Drei Vertreter des Papstes, drei des Rates und die drei schon für die Quartiere verantwortlichen königlichen Räte legten diese Bedingungen und Mietpreise fest, die später sogar gesenkt werden konnten.

Feierlich eröffnet wurde das Konzil am 5. November 1414 mit einem Gottesdienst, die erste Sitzung fand 16. November 1414 noch ohne König statt.

Der König hatte sich mit seinem Eintreffen Zeit gelassen und sich zuerst am 8. November 1414 in Speyer krönen lassen. Am Heiligabend 1414 traf er dann von Speyer kommend in Überlingen gegen Mitternacht ein und ruhte dort erst. Dem Papst ließ er mitteilen, er solle mit der Weihnachtsmesse noch warten. Die Konstanzer schickten ihm Schiffe entgegen, um ihn samt seiner Königin und dem Hofstaat abzuholen. In der Konstanzer Ratsstube mussten sie sich erst aufwärmen, bis die Messe weit nach Mitternacht mit dem Papst beginnen konnte.

Nachdem der König eingetroffen war, getrauten sich mit einiger Verzögerung auch die Kardinäle der Delegation des römischen Papstes Gregor XII. in die Konzilsstadt. Sie waren aus Rimini angereist, hatten sich im November 1414 in Rheineck und Arbon aufgehalten und dann nach Überlingen übergesetzt, wo sie im Franziskanerkloster untergebracht waren. Da Gregor nicht mehr als legitimer Papst anerkannt wurde, wagte sich seine Delegation erst nach Konstanz, als ihnen die Teilnahme am Konzil zugesichert wurde. Der Avignoneser Papst Benedikt XIII. lehnte das Konzil ab, entsandte aber eine Delegation unter Leitung eines spanischen Bischofs nach Konstanz, die jedoch nur zu Verhandlungen legitimiert war.

Ende 1414 waren erst ein Teil der Konzilsteilnehmer in Konstanz versammelt. Aber Anfang 1415 verging kein Tag, an dem nicht Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte, Fürsten, Grafen und Herren in die Stadt einritten, je höher im Rang mit umso größerer Begleitung, gezählt wurden die Pferde, der Erzbischof von Mainz mit 600 Pferden, der Erzbischof von Salzburg mit 170 Pferden, der sich im Salemer Hof in der Stadt niederließ und die Pferde ins Kloster Salem zurückschickte, der Herzog Friedrich von Tirol mit 600 Pferden und 12 Grafen. Drei deutsche Bischöfe sollen einen größeren Troß mitgebracht haben als Papst und Kurie zusammen. Man kann sich vorstellen, wie eng es in einer Stadt von ca. 8.000 Einwohnern herging, in der sich immer mindestens ebenso viele Gäste befanden, und wieviel nützlicher Pferdedung in den Straßen lag. Insgesamt sollen in den Konzilsjahren ca. 72.000 Personen in Konstanz aufgehalten haben.

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