Elmar L. Kuhn

Der Bauernkrieg von 1525 in Oberschwaben


Die Führer

Im Bereich des Seehaufens sind von 73 Führungspersonen die Namen bekannt, von etwa der Hälfte lässt sich der soziale Status ermitteln. Es sind zum größten Teil mittlere und größere Bauern, allein 13 Amänner, 3 herrschaftliche Verwaltungspersonen, 3 Müller – schon auf dieser Ebene oberhalb des Dorfes treffen wir also vielfach auf sog. „Broker“ mit weiträumigen Kontakten, Vermittlern zwischen den bäuerlichen und übergreifenden wirtschaftlichen, politischen, kulturellen, kirchlichen Ebenen. Auf den nächsten Ebenen der (Abteilungs-) Haufen werden die Bauern fast durchweg von mit dem bäuerlichen Milieu verbundenen, aber eben nur bedingt zugehörigen Personen geführt. Obrist des Baltringer Haufens ist der Schmied Ulrich Schmid, sein Schreiber der Kürschnergeselle Sebastian Lotzer. Die Allgäuer führt und agitiert Jörg Schmid gen. Knopf, Sohn eines Schmieds, deklassiert als Färbergeselle in der Stadt Kempten. Pauli Probsts Vorfahren nahmen herrschaftliche Verwaltungsfunktionen wahr. Den Seehaufen vertritt der Junker Hans Jakob Humpis von Senftenau, Spross der berühmten Ravensburger patrizischen Kaufmannsfamilie, nach 1525 Amtmann des Stifts Lindau und Vogt des Bischoffs von Konstanz, die Unterabteilung des Rappertsweiler Haufens führt der Junker, Gutsbesitzer und Kaufmann Dietrich Hurlewagen mit einem Pfarrer als Schreiber, den Bermatinger Haufen der Oberteuringer Müller Eitelhans Ziegelmüller, Besitzer mehrerer Höfe, vor und nach 1525 österreichischer Amtmann mit einem Überlinger Vogt als Schreiber, den Haufen im Altdorfer Feld der Großbauer Urban Hermann. Es sind durchweg Personen, die bereits Spitzenstellungen in der ländlichen Sozialhierarchie einnehmen, deren Erfahrungen, Kontaktkreise und Bekanntschaft der jeweiligen Organisations- und Führungsebene entsprechen. Die niederadeligen Führer des Seehaufens, den Gerbergesellen Jörg Schmid, mögen die Bauern wegen deren Sprachfähigkeiten, z.B. auch wegen ihres selbstbewussten Auftretens in früheren Konflikten, gewählt haben.

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