Elmar L. Kuhn

Die österreichische Provinz des Paulinerordens


Die Ordensleitung

In der Ordensleitung war die österreichische Provinz immer gut vertreten. Aus ihren Reihen wurde 1760 Georg Löderer als Generalprior und 1754 Ferdinand Stöger als Generalvikar gewählt, zweimal stellte sie mit Ferdinand Meislseder ab 1702 und ab 1739 mit Georg Löderer den Generalprokurator bei der Kurie in Rom. Von den vier Generaldefinitoren wurde immer je ein Sitz von einem Mitglied der ungarischen, der polnischen, der kroatischen und der deutschen „Nation“ im Orden besetzt. 1733 bat die schwäbische Provinz, als Vertreter der deutschen „Nation“ abwechselnd ein Mitglied der schwäbischen und österreichischen Provinz zu wählen. Das lehnte das Generaldefinitorium als Einschränkung des freien Wahlrechts ab. So stellte die österreichische Provinz immer einen Generaldefinitor, wogegen die schwäbische Provinz nie zum Zug kam. Als einziger Vertreter der schwäbischen Provinz in der Ordensleitung im 18. Jahrhundert wurde 1751 Gregor Luzan als Generalprokurator nach Rom entsandt. Als ihn das Generalkapitel 1754 zu seiner Enttäuschung nicht zum Generaldefinitor wählte, betrieb er als Provinzialprior die Trennung seiner Provinz vom Orden, womit er aber 1760 scheiterte. Dagegen wurden beide Generalprokuratoren aus Österreich im Anschluss an ihre Amtszeit zu Generaldefinitoren gewählt. Die Generaldefinitoren wurden idR auf sechs Jahre gewählt, Georg Löderer amtierte bis zu seiner Wahl als Generalprior sogar 15 Jahre als Generaldefinitor. In der Hälfte der Fälle endete die Amtszeit der österreichischen Generaldefinitoren mit der Wahl zum Provinzialprior, nur in einem Fall verwundert der Abstieg zum Subprior eines Konvents.

Nach der Zerstörung der alten Ordenszentrale von St. Lorenz bei Buda residierte der Ordensgeneral im 16. und 17. Jahrhundert in unterschiedlichen Konventen, bis im 18. Jahrhundert als seine dauerhafte Residenz das Kloster Maria Tal (Marianka) bei Pressburg festgelegt wurde, wo auch das Generalkapitel tagte und der Provinzialprior der ungarischen Provinz seinen Sitz hatte. Aus den Jahren 1650 und 1687 wird berichtet, dass damals der Generalprior in Wiener Neustadt residierte und von dort aus den Orden regierte.131Im dortigen Archiv wurden auch für den ganzen Orden und die ungarische Provinz wichtige Dokumente aufbewahrt. Möglicherweise wurde in den unruhigen Zeiten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts das Ordensarchiv nach Wiener Neustadt in Sicherheit gebracht und geriet dort in Vergessenheit. 1735 wurde es inventarisiert und es begannen Verhandlungen über eine Rückführung.132

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