Um 1500 dürften im Gebiet der späteren Gemeinde Taldorf etwa 600 Menschen auf ca. 110 Gütern gelebt haben.7 Die größte Siedlung war Oberzell (mit dem Ortsteil Bergle) mit mehr als 20 Gütern, es folgten Bavendorf mit ca. zwölf, Taldorf mit elf, und weniger als zehn Höfen Adelsreute, Alberskirch und Wernsreute . Alle anderen Siedlungen bestanden nur aus Weilern von 2-3 Höfen und Einzelhöfen, z. T. unter anderen Namen als heute. Lebensgrundlage für alle Bewohner war die Landwirtschaft, an Gewerbebetrieben werden nur der bedeutendste Gasthof der ganzen Landvogtei, die „Tafern“ zu Dürnast, und der Gasthof in Bavendorf, die Schmieden zu Alberskirch, Bavendorf, Oberzell und Taldorf sowie die Mühlen zu Segner und Taldorf erwähnt. Weiher bei Taldorf, Wernsreute und Ettmannsschmid wurden wohl für die Fischzucht genutzt. Nahezu alle Häuser waren aus Holz in Blockbauweise errichtet (siehe Abb. S. XXX),8 nur die Wirtshäuser und die Pfarrhäuser in Alberskirch, Eggartskirch und Taldorf könnten Fachwerkbauten gewesen sein. Der Etterzaun grenzte die Siedlungen mit den Gärten von der umgebenden Markung ab. Jeder Bauer hatte Ackerflächen in einer der drei sog. Zelgen oder Esche um den Ort, die im Dreijahres-Rhythmus jeweils mit Dinkel (damals Vesen genannt) als Winterfrucht, Haber als Sommerfrucht angebaut wurden und danach brach lagen und beweidet wurden.
Die Besitzgrößen streuten breit, sie reichten von bloßem Hausbesitz bis zu einer Hofgröße von 74 Jauchert Ackerfeld (mit 20 Mahd Wiesen etwa 45 ha), entsprechend unterschiedlich war der Sozialstatus der Hof- und Güterbesitzer. Man kann davon ausgehen, dass mindestens 20 Jauchert, also etwa 10 ha Ackerfläche bewirtschaftet werden mussten, um nach Abzug der Abgaben eine Familie ernähren zu können.9 In Taldorf besaßen vier von den elf Haushalten Ackerflächen zwischen 26 und 74 Jauchert, in Oberzell sechs von 21 Haushalten Ackerflächen von 22 bis 33 Jauchert.10 Etwa zwei Drittel aller Haushalte waren auf einen Zuerwerb angewiesen, drei Haushalte in Taldorf und zwei in Oberzell mit Flächen zwischen 10 und 18 Jauchert konnten sich noch weitgehend von ihrer Landwirtschaft ernähren. Die vier Haushalte in Taldorf und 13 in Oberzell mit Flächen unter 10 Jauchert mussten für ihren Lebensunterhalt überwiegend weitere Einkünfte suchen. Schmid und Müller konnten sich neben ihren Gewerben mit relativ kleinen Ackerflächen begnügen. Die anderen konnten auf Einsatz als Tagelöhner auf den großen Höfen hoffen. Es muss auch Handwerker für den lokalen Bedarf gegeben haben wie Metzger, Schneider, Zimmerleute, Schreiner. Zuerwerbsmöglichkeit für viele bot die Weberei, auch wenn darüber die Quellen schweigen. Der Textilexport der Ravensburger Handelsgesellschaft benötigte die Zulieferungen der Heimweber auf dem Lande, befand sich aber schon im Niedergang.11 Alle die Familien mit Ackerflächen unter 20 Jauchert, die Brotgetreide zukaufen mussten, litten bei Missernten und ihren hohen Getreidepreisen Not und Hunger.