Nur ausnahmsweise wechselten im Paulinerorden Mönche dauerhaft von der Provinz ihrer Profess in eine andere Provinz. Auch in der schwäbischen Provinz lassen sich nur wenige Fälle nachweisen. In kritischen Situationen im und nach dem 30jährigen Krieg wählte das schwäbische Provinzkapitel zweimal von der Ordensleitung entsandte Generalvisitatoren zu Provinzialprioren, die dann in Schwaben verblieben: 1632 den Generaldefinitor und Prior von Wiener Neustadt Petrus Fischer, der mit Unterbrechungen bis 1648 die Provinz leitete und zunächst als Prior von Rohrhalden und dann von Langnau amtierte, sowie 1651 den aus dem Elsaß gebürtigen Philosophie-Professor aus Olmütz Cyprian Hochberger, der schon nach 1652 als Provinzialprior und Prior von Rohrhalden verstarb. Damals verfügte die Provinz offenbar über keine für Leitungsfunktion geeigneten Mönche. Hochberger bemühte sich, ut provinciam confirmaret aliis provinciis,53 konnte dies in seiner kurzen Amtszeit aber nicht durchsetzen. Später wechselten nur noch ein Priestermönch Mitte des 18. Jahrhunderts aus Tschenstochau in Polen und im späteren 18. Jahrhundert ein Laienbruder aus Ungarn nach Schwaben.
Der aus Wurmlingen bei Tübingen gebürtige Kaspar Braun hatte einige Jahre in Ungarn und Polen studiert, kehrte 1601 zurück und wurde Prior in Rohrhalden, 1609 wurde er wegen Misswirtschaft und Exzessen abgesetzt und durch den Generalprior wieder nach Ungarn versetzt, um ihn dort besser unter Kontrolle zu halten. Später hielten sich nur noch zeitweise schwäbische Mönche in den östlichen Provinzen auf. Im 30jährigen Krieg flüchteten schwäbische Pauliner in vom Krieg verschonte Klöster im Osten. Vier verstarben dort. Martin Locher, der Ende des 17. Jahrhunderts in Lepoglava in Kroatien studiert hatte, lehrte dort später als Professor, nach Schwaben zurückgekehrt wirkte er zwei Jahrzehnte als Prior von Tannheim und schließlich 1727 bis zu seinem Tod 1730 als Provinzialprior. Aber gerade unter seiner Führung spitzte sich der Konflikt zwischen seiner Provinz und der Ordensleitung zu. Gregor Luzan, der 1751-54 als Generalprokurator die Interessen des Ordens an der römischen Kurie zu vertreten hatte, betrieb 1759/60 die Trennung der Provinz vom Orden. Der 1710 in Hulneck in Transsylvania geborene Sebastian Lintsching begleitete 1757 bis 1763 als Feldpater ein Regiment auf Kriegszügen in Ungarn und wirkte nach seiner Rückkehr lange Jahre als Prior von Langnau und Provinzialprior.54 Er scheint über gute Verbindungen zur Ordensleitung verfügt zu haben, die ihm eine dritte Amtszeit als Provinzialprior zugestand über die zwei von den Konstitutionen erlaubten hinaus.