Der Paulinerorden ist in Deutschland wenig bekannt und wird häufig mit den Paulanern und gelegentlich mit den Paulisten verwechselt. Er ist der einzige Orden der katholischen Kirche, der im mittleren Osteuropa gegründet wurde und bis heute dort sein Hauptverbreitungsgebiet hat.7 Der Orden entstand im 13. Jahrhundert aus einem Zusammenschluss ungarischer Eremitorien und Eremitengemeinschaften. Sie wählten den heiligen Paulus von Theben als ihren Ordenspatron, den sie später als ihren Gründer betrachteten, und damit den Anspruch erhoben, der älteste Orden der ganzen Kirche zu sein. Ihre offizielle Ordensbezeichnung war ordo eremitarum sancti Pauli primi eremitae, im Mittelalter mit dem Zusatz sub regula beatiAugustini episcopi militantium. Eine erste förmliche Anerkennung gewährte ihnen 1308 der in Ungarn weilende Kardinallegat Gentilis, der ihnen erlaubte, die Augustinusregel anzunehmen und sich eigene Konstitutionen zu geben. 1328 bestätigte der Papst diese Anordnungen, seither ist der Orden exemt. Sie übernahmen im wesentlichen die zentralistische Organisationsstruktur der Bettelorden, hielten aber an ihrer eremitisch-monastischen Prägung fest. Der Orden breitete sich sehr rasch in Ungarn, Kroatien, Istrien und wenig später auch in Süddeutschland und Polen aus. Residenz des Generalpriors und Tagungsort der Generalkapitel war St. Laurentius bei Buda (Budaszentlörinc). Die Türkenkriege zerstörten fast alle der etwa 70 ungarischen Klöster, von denen das 16. Jahrhundert nur sieben überlebten. Im Zuge der Rückeroberung Ungarns, mit den nachtridentinischen Reformen durch „jesuitische Inspiration“, durch neue von der Kurie aufoktroyierte Konstitutionen und die Barockkonjuktur erholte sich der Orden und es konnten zahlreiche neue Konvente in Ungarn und Polen gebildet werden. Die Ordenszentrale befand sich nun in Maria Tal im damaligen Nordungarn. Die erneute Blüte beendete Kaiser Joseph II. abrupt, als er 1786 alle Klöster des Ordens in den habsburgischen Ländern aufhob. Die übrigen Klöstern in Schwaben und Polen fielen weiteren Säkularisationswellen um und nach 1800 zum Opfer. Nach 1864 überlebten nur die beiden Konvente in Tschenstochau und in Krakau. Seit den 1980er Jahren breitet sich der Orden, der das polnische Nationalheiligtum in Tschenstochau betreut und heute dort seine Ordenszentrale hat, wieder in der ganzen Welt aus.