Als "Mittel zur Zerstreuung" empfahl zu Beginn unserer Periode ein Führer den Fremden neben Baden und Spaziergängen die "Gondeln ... , Spazierfahrten mit den Dampfschiffen ... , die zahlreichen Biergärten, ein gut besetztes Orchester und das Lesekabinett der Museumsgesellschaft" (Höchel 1854). Bei diesem Angebot blieb es im wesentlichen. Eine "wohlbesetzte Badmusik" (Faber 1873) konnte allerdings nur sporadisch geboten werden. In der Regel war man auf die königliche Huld der "Überlassung der Regimentsmusik" angewiesen, die gelegentlich oder sogar "während einiger Wochen zu bestimmten Tageszeiten in öffentlichen Gärten konzertieren durfte" (v.H. 1887).
Als "Vereinigungspunkt aller Fremden und Einwohner" (Höchel 1854) diente zu-nächst das Lokal der sog. Museumsgesellschaft mit Lesekabinett und ab 1863 Billard. Da "es gänzlich an einheimischen Fremdenfamilien (fehlte), welche ... ein Haus machen und die höhere Geselligkeit pflegen", war der "Fremde auf Wirtshausbesuch, hier wie anderswo am Bodensee, angewiesen, hat aber dabei Gelegenheit eine große Zahl von Beamten kennenzulernen, welche in Verbindung mit mehreren einheimischen, Spedition und Commission treibenden Persönlichkeiten den Ton angeben ... der herrschende Ton ist der materiell-geschäftliche" (Schnars 1857). Das entsprach nicht allen Wünschen. Bei "trübem und regnerischem Wetter ... ist es am See so langweilig als irgendwo anders in der Welt; die Fremden sind auf ihre Zimmer beschränkt, wenn sie sich nicht zu gesellschaftlichen Gruppen in den Salons der Hotels zusammenfinden, was nicht nach jedermanns Geschmack ist". Der "Mangel eines Kurhauses" (Bodensee 1870) wurde aber bald behoben und nach 1872 wurde es mit "Konversationssaal, Restaurationslokal, Lesezimmer, Spielzimmer und Damensalon" der "natürliche Sammelplatz für alle in den Gasthöfen und Privatwohnungen zerstreuten Fremden" (Faber 1873). "Während der Hochsaison finden hier regelmäßig vom Verkehrsverein veranstaltete Militär- und Künstlerkonzerte statt mit freiem Eintritt für die Kurgäste. Ab und zu werden auch Feuerwerke, Garten- und Gondelbeleuchtungen veranstaltet ... solche Veranstaltungen sprechen zu Herz und Gemüt und bleiben unauslöschlich im Gedächtnis haften" (Mayer 1908). Mit dem Abbruch des Kurhauses 1909 wurde diese Stätte der Begegnung, der kostenlosen Aufenthaltsmöglichkeit zerstört. Der Bau des Kurgartenhotels an dieser Stelle markierte einen Privatisierungs- und Kommerzialisierungsschub des Tourismus.
Wer nicht nur für Herz oder Gemüt oder für seine Gesundheit etwas tun wollte, dem wurde "passende Lektüre" empfohlen, vor allem Victor von Scheffel, Stälins Geschichte von Württemberg, die amtliche Beschreibung des Oberamts Tettnang und die Schriften des Bodensee-Geschichtsvereins (Bodensee 1870). Unmittelbarere Anschauung boten die Sammlungen des Bodensee-Geschichtsvereins ab den 70er Jahren, die noch vor dem 1. Weltkrieg durch Zeugnisse der Zeppelin-Geschichte aktuell ergänzt wurden. Der Kurgast konnte auch im Sommerhalbjahr das königliche Schloß besichtigen, solange der Hof abwesend war. Genaue Beschreibungen der Räume des Schlosses mit ihrem Mobiliar, den Gemälden und Glasmalereien fand er in allen Führern. Wem die Schloßkirche mißfiel, in deren barockem Innern "zuviel Überladung herrscht" (Schönhuth 1863), der konnte sich dem königlichen Marstall mit den Pferden und königlichen Wagen zuwenden.
Von einem umfassenderen und praktischer orientierten Bildungsbegriff ließen sich noch die Reiseführerautoren der ersten Hälfte des 19. Jhs. leiten, die als Sehenswürdigkeiten u.a. eine Flachsspinnanstalt (Schwab 1827/40, Vogl 1840) und die mechanische Eisenbahnwerkstätte (Höchel 1854) aufführten. Die Zeppelin-Fans nach 1900 interessierte kaum mehr die Produktionsstätte, sondern nur noch das Produkt, die Luftschiffe selbst.
Der Wassersport spielte als Zeitvertreib noch kaum eine Rolle. Erst 1911 wurde der Königlich Württembergische Yachtclub gegründet, dem fast nur sehr vermögende auswärtige Mitglieder unter der Protektion des Königs angehörten, und der im gleichen Jahr seine erste Segelregatta veranstaltete (vgl. 60 Jahre Yachtclub 1971, SK 07.08.1911). Auch die ersten Motorbootrennen waren eine Angelegenheit sehr exklusiver Kreise.
Da war immer noch die billigste Unterhaltung, einfach das Hafenleben zu beobachten: "Fremde der verschiedensten Nationen und Volksklassen, bald mit Rucksack und Bergstock ausgerüstet, bald mit Koffern und Kissen beladen, eilen vor den offenen Hallen des Hauptzollamts geschäftig hin und her, die Schiffsglocken läuten zur Abfahrt, die Lokomotiven pfeifen, mächtige Kranen heben spielend schwere Lasten in die Schiffe hinein oder aus ihnen heraus, volle Eisenbahnwagen werden auf solide, eiserne Trajektkähne geschoben, die dann von einem Dampfer langsam und vorsichtig aus dem Hafen hinausbugsiert werden. Ruderboote, Bagger- und einfache Segelschiffe und elegante Yachten durchfurchen die glitzernden Fluten. Drüben über dem Wasserspiegel türmt sich das Alpenpanorama ... Erscheint dann gar noch über der weiten Flächen des Sees ein Zeppelinkreuzer, ein Kobersches Wasserflugzeug oder der Fesselballon der windschnellen 'Gna', so steigern sich die kaleidoskopartigen Bilder zu unvergeßlichen Eindrücken" (K. Stat. Landesamt 1915, vgl. Mayer 1908, Hoppe 1909).