Zeichen setzt ein Kloster vornehmlich durch sein „officium divinum“, Gottesdienst und Seelsorge, allgemein durch Lebenswandel und Handeln der Konventualen und Oberen. Hier sollen nur die statischen Visualisierungen, Bauten und Bilder, behandelt werden.
Eine Baugeschichte der Paulinerklöster in Schwaben kann jedoch nicht geboten werden. Vor dem 30jährigen Krieg hat nur der Weißenauer Abt Jakob Murer nach 1525 die Klosterkirche von Langnau in einer einfachen, wohl so nicht zutreffenden Zeichnung festgehalten273. Nach den Kriegszerstörungen wurde das Kloster „tumultuare“ wieder aufgebaut. Der tatkräftige Prior Wizigmann ließ zwischen 1724 und 1745 die Kirche neu ausstatten, „nova stat facies, vetus omnis imago desiit“274 und ließ verschiedene Wirtschaftsgebäude neu errichten. Der General beschrieb das Kloster 1718 als „monasterium in quadro, ecclesia ampla in modum crucis fabricata, sed antiquitatem sine ullo redolens splendore, ... solum maius altare idem provincialis elegans instauravit“275. Einen Eindruck der Vierflügelanlagen mit Provinzialat und Konventgebäude südlich der Klosterkirche vermitteln zwei Bilder kurz nach 1650, ein Repräsentationsbild von 1736 und die Bauaufnahme von Johann Baptist Thumb vor 1790276. Kloster Rohrhalden wurde 1718 als „in quadro aedificatum inter duos colles arboribus et vitibus“ beschrieben. 1786 bestand das Kloster „aus zwei Flügeln, drei Stöcken, einer schönen Kirche von Stein und einem Anbau, der das Provinzialat genannt wird ... Neben dem Kloster ist das sog. Maierhaus mit zwei Stöcken, eine Fruchtscheuer, ein Pferdestall, und ein Rindviehstall nebst einem Schopfe“277. Das Titelbild eines Kopialbuchs des Klosters von 1681 und eine Zeichnung auf einer Karte von 1705 zeigen eine Vierflügel-Anlage278. In Grünwald kam es 1670 zu einem Neubau des Klosters. 1733 bis 1736 wurde die Kirche neu errichtet und ein Verbindungsbau zwischen Kirche und Konventsgebäude erstellt. Der Prior Hieronymus Rize hat in seiner Klosterchronik in zwei Zeichnungen die 3-Flügel-Anlage wiedergegeben, deren Hof mit Mauer und Tor gegen das Wirtshaus abgeschlossen war279. 1779 brannte das Kloster Tannheim ab und wurde nach Plänen des fürstlich fürstenbergischen Baudirektors Franz Joseph Salzmann wieder aufgebaut, war aber 1802 immer noch nicht ganz fertiggestellt. Wie das abgebrannte Kloster aussah, ist unbekannt, dagegen ist der wie in Grünwald dreiflügelige Neubau durch Pläne und sogar Photos gut dokumentiert280. Das Kloster Bonndorf bestand 1718 nur aus einem an die Kirche angebauten Trakt281. Gegen die Widerstände St. Blasiens setzten die Pauliner ab 1722 die Erweiterung der Kirche und des Klostergebäudes durch282, die 1734 mit dem Bau einer Mauer um den Konventsgarten, wie sie „einem formato monasterio ... anständig“ sei, abgeschlossen wurde283. 1736 beschrieb der Visitator den Grundriss des Klosterbaus „per modum T“284. Diesen T-förmigen Grundriss geben auch Gebäudepläne wieder, während Ansichten nach 1800 und ein Lageplan von 1846 einen L-förmigen Anbau an die Kirche erkennen lassen285.
Für ein formiertes Kloster hielten die schwäbischen Pauliner und ihre Visitatoren immer eine 4-Flügel-Anlage für angemessen. Die Residenzen mit ihrem geringeren Raumbedarf begnügten sich zunächst mit einem Flügel-Anbau an die Kirche, der im 18. Jahrhundert zur 3-Flügel-Anlage ausgebaut wurde. In Bonndorf musste sich die Klosteranlage an das Gelände und die Ortslage anpassen, die nur eine Haupterstreckung in Fortsetzung des Kirchenfirsts zuließ. Hauptbauperioden in der frühen Neuzeit waren die Jahrzehnte nach dem 30jährigen Krieg und die 1720er und 1730er Jahre, in denen in Langnau, Bonndorf und Grünwald größere Neubauten erfolgten. Detallierte Beschreibungen der Kirchen und Klosterausstattungen fehlen, Pläne der Klostergebäude gibt es zwar für Bonndorf, Grünwald, Langnau und Tannheim, aber nur für Bonndorf und Tannheim mit Funktionsangaben für die einzelnen Räume. Architektur und Kircheninneres waren in allen Fällen sehr einfach gehalten, sie halten keinen Vergleich mit den Paulinerkirchen in Kroatien, Polen und Ungarn aus286. 1718 fand der Ordensgeneral selbst die Klosterkirche Langnau „sine ullo ... splendore“287. Die erhaltenen Photos vermitteln wenigstens noch einen Eindruck vom Inneren der Klosterkirche in Tannheim288.
Die Patrozinien waren bis auf Grünwald nicht ordensspezifisch, sie wurden aber bis auf diese Kirche wohl von den Vorbesitzern übernommen:
Langau:Unsere Liebe Frau
Argenhardt:Alle Heiligen
Rohrhalden:Heilige Dreifaltigkeit
Bonndorf:Heilige Peter und Paul
Grünwald:Heilige Maria Magdalena
Tannheim:Heilige Dreifaltigkeit
Von Grünwald und Tannheim haben sich die Hochaltarbilder erhalten. An weiteren ordensspezifischen Heiligendarstellungen lassen sich ermitteln:
In Bonndorf wurden 1743 drei neue Altäre aufgestellt, „zu den Neben oder Lateral-Altären hat gemalt der berühmte Maler Herr Karl Stauder ... die größeren Blätter S. Josephi morientis, S. Pauli primi eremitae, S. Augustini et S. Hieronymi“289.
In Grünwald umgaben den Hochaltar zwei Statuen des Hl. Paulus und des Hl. Antonius, außerdem hatte 1735 ein Bildhauer zwei Steinplastiken des Hl. Paulus und der Hl. Magdalena gefertigt290.
In Tannheim zeigte der rechte Seitenaltar die Hl. Schutzengel. Refektorium und Prioratszimmer waren mit „imaginibus patrum ordinis et aliorum sanctorum“ geschmückt291.
Leider nur in Langnau nahmen die Aufhebungskommissare auch die 99 Ölgemälde, die sich im Kloster vorfanden, in ihr Inventar auf, schätzten ihren Wert aber zusammen nur auf 83 fl. Folgende Bildthemen wurden aufgeführt292: 22 Landschaften, 19 Apostel und Evangelisten, 14 Mariendarstellungen, 13 Szenen aus dem Neuen Testament (davon 4 Kruzifixe), 10 Pauliner-Heilige (3 Paulus, 2 Augustinus, Hieronymus, Eusebius, Kuno, Magdalena, Schutzengel), 8 Portraits (3 Kaiser, 1 Papst, 1 Kardinalprotektor), 6 sonstige Heilige (2 Johann Nepomuk), 6 ohne Angabe des Motivs, 1 Blumenbild.
Nicht verzeichnet wurde das bedeutendste Gemälde der Klosterkirche, eine Grablegung Christi von Camillo Procaccini, eine Stiftung des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau für die der Klosterkirche angebauten Raitenauer Grabkapelle, jetzt Hochaltarbild in der Pfarrkirche Hiltensweiler293.
Daß in den schwäbischen Paulinerklöstern unsere Liebe Frau von Tschenstochau im 18. Jahrhundert verehrt wurde, lässt auf verstärkte geistliche Verbindungen mit den ostmitteleuropäischen Klöstern schließen. 1672 hat „ein alt Weible“ der Kirche in Grünwald das „Czestoconwer Bild“ verehrt, „ist von einem Rottenburger Maler gemacht, ist nit berührt ...von Original“294.1684 stiftete eine Rottenburger Witwe in die Rohrhaldener Kirche eine Kopie des Gnadenbildes „ad exemplar Thaumaturgae Czestochoviensis effigiata“295. 1723 erhielt das Kloster Langnau Kopien der Gnadenbilder von Tschenstochau und Maria Thal296. 1755 stiftete der später abtrünnige Provinzial Dr. Gregor Luzan dem Kloster Bonndorf ein „Bildnis B.V. Czestocov.“, das über dem Paulusaltar angebracht wurde, und das der Prior Iagmeth 1781 bei seinem Tod an sein Bett bringen ließ297. Ein Ravensburger Karmeliter brachte 1728 eine Kopie des Gnadenbildes von Maria Thal mit, das 1757 in den Hochaltar der Kapelle Mariatal des Reichsstifts Weißenau einfügt wurde, mit dessen Prämonstratensern die Langnauer Patres gute Kontakte pflegten. Es ist heute das einzige ikonographische Zeugnis für die einstige kultische Verbindung der schwäbischen Pauliner mit Ostmitteleuropa298.
Zur Ikonografie der Siegel können nur erste Eindrücke wiedergegeben werden. Drei Bildelemente fanden Verwendung: der Ordenspatron, die Klosterpatrone und die Ordensheraldik. Prior und Konvente in Langnau ließen bis ins frühe 18. Jahrhundert unterschiedliche Darstellungen der Mutter Gottes als Klosterpatronin in ihre Siegelstempel schneiden299, dann verwendeten sie verschiedene Varianten des Ordenswappen im Siegelbild. Das Siegel des Rohrhaldener Konvents im 15. und 16. Jahrhundert zeigte einen sog. Gnadenstuhl, also die Hl. Dreifaltigkeit als Klosterpatron, die Prioren wählten Christus mit der Weltkugel in Ganz- oder Halbfigur. Bonndorf entschied sich im 17. und 18. Jahrhundert für den Ordenspatron, den Hl. Paulus mit dem Raben unter Palmen. In Gründwald erschien im 17. Jahrhundert wie in Langnau eine Muttergottes im Siegelbild, im 18. Jahrhundert zeigte das Siegelbild wie in Tannheim Variationen des Ordenswappens.