Elmar L. Kuhn

Die officia propria des Paulinerordens im 17. und 18. Jahrh.


Ergebnis

Wenn man abschließend nochmals einen Blick auf die in den sechs Brevieren enthaltenen Ordensfeste wirft und sie nach den Festklassen ordnet, ergibt sich ein Bild des Selbstverständnisses des Ordens.

 



1695

1722

1753

1774

10. I.

Paulus

d. 1. cl.

d.1.cl.

d.1.cl.

d.1.cl.







19. III.

Joseph


d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

5. V.

Convers. Augustini


d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

28. VIII.

Augustinus

d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

IX.

Angeli custod.


d.2.cl.

d.2.cl.








15. I.

Paulus

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

17. I.

Antonius


d.m.



21. I.

Agnes

d.

d.

d.m.

d.m.

28. I.

Antonius



d.m.

d.m.

Nach Aschermi.: 5 Wunden Christi



(d.m.)

d.m.

28. II.

1. Translat. Augustini


d.m.

d.m.

d.m.

4. III.

Casimir



d.m.

d..m.

7. III.

Thomas v. Aquin


d.m.

d.m.

d.m.

21. III.

Benedict


d.m.

d.m.

d.m.

6. V.

Joannes a.p. L.

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

8. V.

Michael

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

VI.

Comm. Paulus



d.m.

d.m.

17. VII.

Andreas u. Benedict

sd.

sd.

d.m.

d.m.

26. VII.

Anna


d.m.

d.m.

d.m.

25. IX.

Gerard



d.m.

d.m.

30. IX.

Hieronymus



d.m

d.m.

2. X.

Angeli custod.




d.m.

11. X.

2. Translat. Augustini


d.m.

d.m.

d.m.

14. XI.

Translat. Pauli


d.m.

d.m.

d.m.

Von den 22 Festen mit mindestens duplex maius-Einstufung sind jeweils vier dem Ordenspatron Paulus und dem „legislator“ Augustinus gewidmet, sieben Heiligen aus der eremitischen Vergangenheit, zwei den Engeln und fünf bleiben ohne klaren Bezug zum Ordensprofil (5 Wunden, Joseph, Anna, Johannes vor der Lat. Pforte und Agnes). Von den zwölf Festen mit duplex oder semiduplex-Rang sind die Mehrzahl noch schwieriger in die Ordenstradition einzureihen. Bezüge lassen sich finden bei Johann Baptist als Proto-Eremit in der Wüste, sowie Stephan und Ludwig I. als ungarischen Königen.

Hochfeste und Festhierarchie lassen das Spannungsverhältnis erkennen, in dem der Orden steht: Von seinen eremitischen, beschaulichen Anfängen, die im Festkalender noch immer dominieren, hat sich der Orden weit entfernt, im Vordergrund steht jetzt die Pfarr- und Wallfahrts-Seelsorge, für die der hl. Augustinus als Mit-Ordenspatron steht.

Eine weitere Eingrenzung ergibt sich, wenn man nur die Feste berücksichtigt, zu denen die Breviere eigene Texte enthalten und nicht nur auf das römische Brevier verweisen.24 Komplette Eigentexte zum Tagesoffizium finden sich nur zu den Festen des hl. Paulus am 10. I. und des hl. Augustinus am 28. VIII. Diese Feste haben ebenso wie das Fest der hl. Schutzengel jeweils eine eigene Oktav. Auf die Voll-Offizien der beiden Ordenspatrone wird auch bei deren weiteren Festen Bezug genommen. Antiphonen, einzelne Gebete und Hymnen, vor allem aber eigene Lesungen in der Matutin werden zu den Paulus-Festen am 15. I. (IV-IX), 17. I. (IV-IX) , 14. XI. (IV-VI) und zu den Augustinus-Festen am 28. II. (IV-IX), 5. V. (I-IX), 1. IX. (IV-IX), 3. IX. (IV-IX), 4. IX. (I-IX), 11. X. (IV-VI) geboten. Nur noch zu den Festen der hl. Andreas und Benedikt sowie des hl. Gerhard finden sich eigene Lesungen (IV-VI), ansonsten wird immer auf das römische Brevier hingewiesen. Mit dem größten Textangebot wird Augustinus noch vor Paulus ausgezeichnet, zum Kern der Ordensfeste zählen mit eigenen Lesungen noch die Eremiten Andreas, Benedikt und Gerhard.

Nach ihrem Festkalender scheint sich die schwäbische Provinz kaum vom Selbstverständnis des Ordens zu unterscheiden, wie es in den allgemeinen Ordensbrevieren dokumentiert wird. Immerhin betont das Brevier von 1703 mit dem Diözesankalender die konkurrierende Integration in die kirchliche Umwelt, was schließlich zu den Trennungsversuchen von 1732 und 1760 führt. Weitere Differenzen lassen sich aus ihrer inner- und außerklösterlichen Praxis erschließen. Die Marienverehrung scheint das im Barock übliche Maß nicht überschritten und nicht die Bedeutung wie in den anderen Ordensprovinzen erlangt zu haben. Die schwäbischen Pauliner betreuten keine Marienwallfahrtsorte, sondern Wallfahrten mit regionalem Einzugsbereich in Hiltensweiler zum Langnauer Klostergründer, dem seligen Arnold, und in Tannheim zum Eremiten Kuno, desssen Zelle wohl der Ausgangspunkt für die Klostergründung dort wurde, sowie in Langnau eine Schutzengelbruderschaft mit großem Zulauf. In das Provinzbrevier konnten die Feste von Arnold und Kuno aber nicht aufgenommen werden, da sie nicht förmlich selig gesprochen waren.25

Copyright 2024 Elmar L. Kuhn