Elmar L. Kuhn

Die officia propria des Paulinerordens im 17. und 18. Jahrh.


Die Eigenbreviere des Gesamtordens

Wie werden nun diese Vorschriften der Konstitutionen über die Eigenfeste in den Brevieren des Ordens umgesetzt? Um 1490, 1537 und 1540 ließ der Paulinerorden drei Auflagen seines Eigenbreviers mit einem vollständigen Festkalender drucken.12 Diese Vollbreviere sind bislang nicht untersucht worden.13 Nach der Übernahme des römischen Breviers im Jahr 1600 stand der Orden vor der Notwendigkeit die Horen seiner Eigenfeste in einem reduzierten Brevier für den Eigengebrauch zu publizieren. Vier Ausgaben solcher auf die Eigenfeste reduzierter Ordensbreviere lassen sich ermitteln, die mutmaßlich für den Gesamtorden galten:

  • Officia propria sanctorum patronorum ordinis sancti Pauli primi eremitae. Typis Clari Montis Czestochoviensis, 1695.

  • Festa nec non officia propria, et annualia sanctorum pro fratribus ordinis sancti Pauli primi eremitae debito ordine disposita. Venetiis: Thomasinus, 1722

  • Festa, nec non propria officia sanctorum patronorum ordinis sancti Pauli primi eremitae … Tyrnaviae: Typis academicis Societatis Jesu, 1753.

  • Festa nec non officia propria sanctorum patronorum ordinis sancti Pauli primi eremitae, … Secundum exemplar Tyrnaviense. In Claro Monte Czestochoviensi 1774.

Möglicherweise galt der Druck von 1774 nur für die polnische Provinz, da hier Sonderregeln für das wöchentliche Marien-Offizium in der Ordensprovinz Polen aufgeführt werden.

Die Eigenbreviere von 1695 bis 1774 für den ganzen Orden enthalten Texte zu folgenden Ordensfesten:14


1695

1722

1753

1774

10. I.

Paulus15

d.1.cl.

d.1.cl.

d.1.cl.

d.1.cl.

15. I.

Paulus

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

17. I.

Antonius


d.m.



21. I.

Agnes

d.

d.

d.m.

d.m.

28. I.

Antonius



d.m.

d.m.

Nach Aschermi.: 5 Wunden Christi



d.m.

(d.m.)

22. II.

Margareta de Cortona



(d.)

d.

28. II.

Translat. Augustini


d.m.

d.m.

d.m.

4. III.

Casimir



d.m.

d..m.

7. III.

Thomas v. Aquin


d.m.

d.m.

d.m.

19. III.

Joseph


d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

21. III

Benedict


d.m.

d.m.

d.m.

23. IV.

Georg

d.

d.



5. V.

Convers. Augustini


d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

6. V.

Joannes a. p. L.

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

8. V.

Michael

d.m.

d.m.

d.m.

d.m.

22. V.

Helena

d.

d.



VI.

Comm. Paulus



d.m.

d.m.

13. VIII.

Margareta

d.

d.



15. VII.

Divis. Apostel.

d.

d.



17. VII.

Andreas u. Benedict

sd.

sd.

d.m.

d.m.

26. VII.

Anna


d.m.

d.m.

d.m.

28. VIII.

Augustinus

d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

d.2.cl.

2. IX.

Stephan



sd.

sd.

IX.

Angeli custod.


d.2.cl.

d.2.cl.


11. IX.

Ann. Ludwig I.


d.

d.


25. IX.

Gerard



d.m.

d.m.

30. IX.

Hieronymus



d.m

d.m.

2. X.

Angeli custod.




d.m.

11. X.

2. Translat. Augustini


d.m.

d.m.

d.m.

21. X.

Ursula

d.

d.



14. XI.

Translat. Pauli


d.m.

d.m.

d.m.

Die zehn kursiv gesetzten Feste wurden von den Konstitutionen von 1725 nicht vorgeschrieben. Das Brevier von 1695 ist noch recht unvollständig, mehrere auch wichtigere Ordensfeste fehlen. Ab 1753 verschwinden aus den Eigenbrevieren eine ganze Reihe von Ordensfesten: Georg,16 Helena, Margarete,17 Aussendung der Apostel und Ursula. Dafür wurden ab 1753 die folgenden Feste neu aufgenommen: Fünf Wunden Christi, Margareta von Cortona, Commemoratio s. Pauli und Stephan.18 Die Feier des Festes der fünf Wunden Christi wurde 1773 für die polnische Provinz angeordnet. Margareta von Cortona war eine Franziskaner-Terziarin, die 1728 heilig gesprochen und deren Fest 1771 dem ganzen Orden vorgeschrieben wurde.

Merkwürdigerweise tauchen in der von mir benutzten Ausgabe des Breviers von 175319 in zwei Anhängen eine ganze Reihe von neuen Festen auf, die mit zwei Ausnahmen im Brevier von 1774 keine Erwähnung mehr finden.

Ein erster Nachtrag führt folgende vier Feste auf:

Fastenzeit: Fünf Wunden Christi und Dornenkrone Christi,

14. II. Cyrill und Method,

19. II. Konrad von Piacenca, ein Franziskaner-Terziarier, 1625 heilig gesprochen,

Nach dem Dreifaltigkeits-Sonntag: Heiligblut-Fest.

In einem zweiten Nachtrag finden sich 15 Feste:

11. II. Sieben Gründer des Servitenordens, 1725 selig gesprochen,

22. II. Margarita von Cortona, Franziskaner-Terziarin, 1728 heilig gesprochen,

16. III. Camillus de Lellis, Gründer des Kamillianer-Ordens, 1746 heiliggesprochen,

27. IV. Peregrinus Laziosi, Servit, 1726 heilig gesprochen,

15. V. Fidelis von Sigmaringen, Kapuziner, 1746 heilig gesprochen,

16. V. Johann Nepomuk, 1729 heilig gesprochen,

30. V. Auffindung der rechten Hand des hl. Stephan,

16. VI. Jean-François Régis, Jesuit, 1737 heilig gesprochen,

24. VI. Hieronymus Aemiliani, Gründer des Somasker-Ordens, 1767 heilig gesprochen,

8. Sonntag nach Pfingsten: Königin Kunegunde von Polen, 1690 selig gesprochen,

19. VIII. Ludwig von Toulouse, Franziskaner, 1317 heilig gesprochen,

26. VIII. Joseph von Calasanza, Gründer des Piaristenordens, 1767 heilig gesprochen,

18. IX. Joseph von Cupertino, Kapuziner, 1767 heilig gesprochen,

20. X. Johannes von Krakau, 1767 heilig gesprochen,

15. XI. Markgraf Leopold, 1485 heilig gesprochen, seit 1663 Landespatron Österreichs.

Zum größeren Teil handelt es sich um Feste, deren Patrone wenig zuvor oder auch nach 1753 selig- oder heilig gesprochen worden waren. Offensichtlich wollten die Anhänge Offizien zugänglich machen, die noch nicht im römischen Brevier enthalten waren, mit wenigen Ausnahmen wohl sollten damit nicht neue Ordensfeste propagiert werden.

Copyright 2024 Elmar L. Kuhn