Als Gründe für die Revolution der Bauern, den Bauernkrieg von 1525, werden gemeinhin genannt:
Die Erhöhung der Abgaben an die Grundherren, insbesondere der Besitzwechselabgaben des „Ehrschatzes“.
Der Zwang von Freien in die Leibeigenschaft bzw. ihre Intensivierung mit der ruinösen Todfall-Abgabe.
Die Entmachtung der dörflichen Selbstverwaltung.
Gegen solche Maßnahmen ihrer Herren wehrten sich die Bauern vielerorts, aber diese Rebellionen blieben isoliert, so lange sich die Untertanen auf das örtlich je verschiedene „Alte Recht“ beriefen. Erst als die Reformation die Autorität der Kirche zerstörte, nur noch die Bibel als Handlungsnorm gelten ließ, ermöglichte das „Göttliche Recht“, dass sich der Widerstand als Flächenbrand ausbreitete.
Aber all die genannten Gründe trafen für Oberteuringen nicht zu und für Eitelhans Ziegelmüller schon gar nicht. Die Stiftsherren von St. Johann erhöhten die Abgaben über Jahrhunderte nicht, die Leibeigenschaft spielte keine Rolle, nichts deutet auf eine Einschränkung der Selbstverwaltung hin, reformatorische Predigten konnte man nur in einiger Entfernung hören, in Lindau oder gar jenseits des Sees in Konstanz. Wenn sich auch die eigene Lebenslage nicht änderte, so hatten die Teuringer doch Grund, an der Legitimität und Dauerhaftigkeit ihrer Obrigkeit, von Herrschaft und Kirche zu zweifeln. Ihre Eltern hatten erlebt, wie die Landvögte ihrer Jahrhunderte alten Obrigkeit, dem Grafen von Werdenberg, ohne jedes Recht die Herrschaft entrissen und sich aneigneten. Ein Pfarrer las ihnen die Messe, der vom König eingesetzt worden war und wohl eher an seiner Pfründe als an der Seelsorge interessiert war. Auch hatten die Teuringer wie überall im Reich über die immer häufiger wiederkehrenden Steuerforderungen zu klagen, für die aber ihre Herrschaft wenig konnte, sondern mit denen die Verteidigung des Reichs gegen die Türken finanziert werden musste. Andererseits begünstigten die sozialen Verhältnisse im Dorf ein geschlossenes Vorgehen gegen die Herrschaften nicht. Die großen Lehnbauern übten selbst Herrschaft gegenüber ihren ärmeren Dorfgenossen aus, durch ihre Unterverleihungen von Höfen und ihre Vergabe von Tagelohnarbeiten. So hatten die Teuringer eigentlich wenig Anlass zur Revolution, die Oberschicht mit ihren wohlhabenden Großbauern nicht, bestenfalls in der Hoffnung auf politischen Machtzuwachs, die arme Unterschicht nicht, weil sie weniger unter der Herrschaft als unter den Großbauern litt.
Aus den Teuringern Verhältnissen heraus ist der Aufstand nicht zu erklären, die Teuringer werden mitgemacht haben, als es ringsum losging. Oberteuringen war bestimmt keine Insel der Seligen, aber die Bauern ringsum hatten mehr Gründe zur Gegenwehr, vor allem die Untertanen des Klosters Salem, das besonders systematisch alle Rechte zu seinen Gunsten und zu Lasten der Untertanen nutzte. Sie und die Untertanen der Grafschaft Heiligenberg stellten denn auch den Großteil des Bermatinger Haufens. Wenn die Bauern des Linzgaus Eitelhans Ziegelmüller zu ihrem Führer wählten, mussten sie in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit ihm als Müller bei ihren wirtschaftlichen Kontakten und als Gerichtsammann in seiner richterlichen und politischen Position gemacht haben. Da sie zunächst eine friedliche Einigung mit den Herren erhofften, mag sie auch der Ruf von Eitelhans als guter Vermittler und sein Ansehen bei den Herrschaften mit dazu bewegt haben.