Elmar L. Kuhn

Die Spiritualität ... im Spiegel der Visitationen


Die Quellen

Das waren die Normen, die Vorschriften. Wie sah die Realität aus, was ergeben die Quellen? Ich behandele im folgenden die Visitationen in der „Provincia Germano-Rhenana“, die häufig auch als schwäbische Provinz bezeichnet wurde. Hatte die Provinz im Spätmittelalter noch bis knapp 20 Klöster gezählt, so überlebten das 16. Jahrhundert nur sechs bzw. fünf: Langnau, in der Regel Sitz des Provinzials und Studienhaus der Provinz, Rohrhalden, in dem sich meist das Noviziat befand, sowie die drei kleineren Schwarzwaldklöster Bonndorf, Grünwald und Tannheim. Argenhart war 1672 mit Langnau vereinigt worden30. Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts ist über das Innenleben der Konvente, abgesehen von einigen Berichten über grobe Mißstände, wenig bekannt. Die in den tridentinischen Konstitutionen vorgeschriebenen Konventsbücher sind durchweg verloren gegangen, wurden wohl auch zum Teil nachlässig geführt. Erhalten sind die Kopialbücher von Bonndorf31und Rohrhalden32 mit Urkunden der Stiftungen und späteren Erwerbungen. Das Langnauer Kopialbuch ist im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im letzten Krieg verbrannt33. Die Klosterchroniken von Bonndorf34und Grünwald35von 1741 ff. (bei Grünwald mit Nachrichten seit der Gründung) bieten nur teilweise Ersatz, von den Generalvisitationen berichten sie meistens nur kurz, mit Ausnahme der von 1760, in der es dem General gelang, die Trennung zu verhindern36. Visitationen des Provinzials werden in der Regel nur erwähnt, ohne Vollständigkeit, oft nur beiläufig. Eigentliche Visitationsakten und -berichte bis zur josefinischen Säkularisation haben sich in den deutschen Archiven nicht erhalten37.

Zum Teil ausführliche Visitationsberichte enthalten aber die Acta generalia des Ordens in der Universitätsbibliothek Budapest. Visitationsprotokolle sind erst von den bischöflichen Visitationen 1789 und 1802 nach der Aufhebung des Ordens in Österreich durch Josef II. in den verbliebenen drei Schwarzwaldklöster überliefert38. Diese Quellen sehe ich daraufhin durch, was sie über die Spiritualität der schwäbischen Pauliner aus dem Blickwinkel der Ordenszentrale, der bischöflichen und päpstlichen Visitatoren aussagen.

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