Wenn die Behördenakten nur über einen Teil der Lebensbereiche und nur über einzelne Bevölkerungsgruppen Aufschluss geben, bedürfen die Akten der Ergänzung durch weitere Quellen und Darstellungen. Deshalb freut sich das Archiv, wenn ihm einzelne Dokumente oder ganze Quellenbestände angeboten werden, die es gerne erwirbt. Das kann über Lehenbriefe des 18. Jahrhunderts, über Arbeitskarten von sog. „Fremdarbeitern“ der NS-Zeit und Lebensmittelkarten der Nachkriegszeit bis zum ganzen Ortsarchiv von Hemigkofen und dem Archiv des Bezirksobstvereins Überlingen reichen. Einen thematischen Schwerpunkt der Erwerbungen des Archivs bilden geschlossene Bestände zur Kulturgeschichte der Region. So bewahrt das Kreisarchiv den Nachlass der beiden wichtigsten kulturellen Organisationen und Institutionen Oberschwabens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Sezession Bodensee-Oberschwaben der Künstler und des Literarischen Forums Oberschwaben. Dazu kommen Nachlässe einzelner Künstler, wie Berthold Müller-Oerlinghausen und des Komponisten Heinrich Grüner. Gezielt sammelt das Archiv die Zeugnisse der Geschichte des Tourismus am Bodensee, die Prospekte, Plakate und Reiseführer.8
Die meisten Benutzer wollen rasche Antworten. Deshalb muss das Kulturamt in dem Bereich Dokumentation des Kreisarchivs und in der Kreisbibliothek möglichst alles Material bereit halten, das bereits in gedruckter Form zur Geschichte des Kreises, seiner Gemeinden und darüber hinaus zu Geschichte und Kultur der Region vorhanden ist. In der Dokumentation werden Zeitungsausschnitte, Kopien von Zeitschriftenaufsätzen und sonstige Kleinschriften gesammelt. Aber Texte sind nicht alles, Bildmaterial vermittelt Anschauung. In der Grafiksammlung finden sich alte Ansichten und alte Karten, eine große Sammlung von Ansichtskarten, Fotos und Dias lassen uns die Veränderung unserer Ortsbilder nachvollziehen.
Als Spezialsammlung zur Geschichte des Paulinerordens, dessen schwäbisches Zentrum sich in Langnau bei Tettnang befand, wurde die Collectio Paulina aufgebaut, deren Bestände auch von Forschern des Auslandes benutzt werden.
Die Bibliothek, zum Teil untergebracht im historischen Bibliothekssaal des Klosters Salem, umfasst mittlerweile einen Bestand von ca. 50 000 Bänden zu Geschichte, Theologie, Philosophie, Kunst und Literatur. Dazu zählen Amtsblattserien ab 1806 und die großen Reihen der landesgeschichtlichen Zeitschriften. Die Tageszeitungen des Kreises spiegeln die ganze bunte Fülle der lokalen Ereignisse wieder, filtern aber auch, was aus der großen weiten Welt in die Köpfe der Kreisbewohner gelangt. Neu schmücken die frühklassizistischen Glasschränke des Bibliothekssaals die Bände der sog. Landkapitelsbibliothek des katholischen Dekanats Tettnang, die geistesgeschichtlich die katholische Aufklärung des frühen 19. Jahrhunderts repräsentiert, aber auch juristische und literarische Werke bis ins frühe 16. Jahrhundert zurück enthält.
Nicht nur das Sichtbare wiederzugeben, sondern etwas sichtbar zu machen, ist nach Paul Klee die Aufgabe der Kunst. Kunst ist, wie verschlüsselt auch immer, Ausdruck ihrer Zeit und weist als „Vor-Sprung“ (Heidegger), „Vor-Schein“ (Bloch) auch immer über sie hinaus. Seit 1978 baut der Bodenseekreis eine Sammlung der Kunst der Landschaft Bodensee-Oberschwaben und teilweise darüber hinaus vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart auf. Malerei, Zeichnungen, Kleinplastik, Objektkunst, Grafik und Fotografie zeigen die ganze Breite regionalen Kunstschaffens. Durch die Konzentration auf die wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten wird der Umriss einer regionalen Kunstgeschichte sichtbar.9