Elmar L. Kuhn

Bodenseekreis - Geschichte in Bildern


Die Bauern

Ein Zug bewaffneter Bauern kommt eben in Rappertsweiler an, begrüßt von einigen Führern. Aus dem Dorf entfernen sich eilends Boten. Die Zeichnung des Weißenauer Abtes Jakob Murer zeigt die Anfänge des Bauernkriegs 1525 nördlich des Sees, die Bildung des Rappertsweiler Haufens. Die Reformation ermöglicht den Bauern, sich auf das „göttliche Recht“ zu berufen, aber sie ist nur der Funken im Pulverfaß. Die Bauern, unterstützt von den Bürgern der Landstädte, wehren sich gegen die Versuche ihrer Herren, ihre individuellen und kollektiven Rechte einzuschränken, die sich in den letzten Jahrhunderten erkämpft hatten. Um die Landesherrschaft durchzusetzen, bemühen sich die Herren, besonders die Klöster, die vorher oft zersplitterten Rechte, die Leib-, Grund- und Gerichtsherrschaft, in einer Hand zu vereinen. Als Hebel nutzen sie die diskriminierende Leibeigenschaft, um einen einheitlichen Untertanenstand zu schaffen. Während in der Grafschaft Tettnang die Bauern ihre Mitwirkungsrecht im Gericht bereits verloren haben, verwalten sich die Bauern im Linzgau in ihren Dörfern selbst, richten im Landgericht der Grafschaft und im Klostergebiet Salem über ihresgleichen. Im Westen klagen die Bauern u.a. über höhere wirtschaftliche Belastungen. In immer neuen Widerstandsaktionen kämpfen die Bauern schon lange vor 1525 gegen die Bedrückungen durch das Kloster Salem.

Die Spanne zwischen den sozialen Schichten in den Dörfern ist groß. In den Dörfern des Linzgaus stehen wenige große Lehenbauern oft einer Mehrheit von Seldnern gegenüber, die auf Zuerwerb durch Tagelohnarbeiten angewiesen sind. In einer besonders bedrängten Lage befinden sich die Rebleute in den seenahen Gebieten, extrem abhängig vom Wetter und zur Ablieferung der Hälfte des Ertrags verpflichtet.

Den erstrebten selbstverwalteten oberschwäbischen Bundesstaat, für den ein oberschwäbisches Parlament bereits eine Verfassung verabschiedet hat, können die Bauern 1525 nicht durchsetzen. Aber ihre Stärke sichert ihnen Straflosigkeit und den Status quo. Die Kleinstaaten konsolidieren sich, aber nicht mehr auf Kosten der Bauern, Verträge festigen den Weg zum Rechtsstaat.

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