Elmar L. Kuhn

Biographie


Prof. Dr. Hans Ulrich Rudolf und Elmar L. Kuhn

Prof. Dr. Hans Ulrich Rudolf:
Dr. h. c. Elmar Kuhn.
Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde
am 13. 12. 2005. Festsaal der Pädagogischen Hochschule Weingarten

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Sie sind heute Abend hierher in der Aula der Pädagogische Hochschule gekommen, um Zeugen der Ehrenpromotion von Herrn Elmar L. Kuhn zu werden und dieses Ereignis gebührend mit ihm zu feiern.

Mir ist dabei die Aufgabe zugefallen, die Verleihung des Dr. päd. h.c. zu begründen, also die Laudatio zu halten. Es ist zweifellos eine ehrenvolle Aufgabe, auch wenn man berücksichtigt, dass in der ca. 20 jährigen Geschichte des Promotionsrechts unserer Hochschule diese akademische Ehrung erst zum zweitenmal angeboten und auch angenommen wird. Die erste Ehrendoktorwürde hatte im Jahre 1995 Dino Larese erhalten, der inzwischen leider verstorbene aber unvergessene Begründer der „Amriswiler Begegnungen“.

Wenn wir heute erst den zweiten Weingartener Ehrendoktor küren, macht dies deutlich, dass die Pädagogische Hochschule, entgegen manchen Befürchtungen, spöttischen Prophezeiungen und vielleicht auch Hoffnungen, vom Recht der Ehrenpromotion keinen inflationären Gebrauch gemacht hat, sondern im Gegenteil mit dieser Auszeichnung eher sparsam, wenn nicht gar geizig umgegangen ist.

Das Verfahren einer solchen Promotion ist auch nicht gerade einfach zu nennen. Der Antrag muss von einem Fach oder Mitglied einer Fakultät gestellt werden, und so überzeugend begründet sein, dass er zuerst die Mitglieder des Fakultätsrates und danach die Mitglieder des Akademischen Senats überzeugt, wobei er in beiden Hochschulgremien eine Dreiviertelmehrheit der Professorenstimmen benötigt. Im vorliegenden Falle kam der Antrag vom Fach Geschichte. Er wurde nachhaltig unterstützt durch zwei auswärtige Gutachten von Prof. Dr. Peter Blickle, Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Universität Bern, und Prof. Dr. Rudolf Schlögl, Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Universität Konstanz. Beiden auswärtigen Gutachtern möchte ich von dieser Stelle aus für ihre Mühe sehr herzlich danken. Sie haben in erheblichem Maße dazu beigetragen, dem Antrag die erforderliche Überzeugungskraft zu geben.

Der berufliche Werdegang

Elmar Kuhn wurde als Sohn des kath. Ehepaars Oskar Kuhn und Maria Kuhn, geb. Kees am 12. August 1944 in Kreßbronn geboren. Zwischen 1950 und 1955 besuchte er dort die Volksschule und danach bis 1964 in Friedrichshafen das Graf Zeppelin-Gymnasium. Nach dem Abitur folgte ein zweijähriger Dienst bei der Bundeswehr, den Kuhn 1966 als Reserveoffizier (heute ist er Oberleutnant d. R). abschloss.

Anschließend studierte er zwischen 1966 und 1972 an der Universität Tübingen Geschichte, Geographie und Politik.

Das mögliche Berufsziel Lehrer an Gymnasien legte er nach der Ersten Dienstprüfung auf Eis, als ihm einer seiner Akademischen Lehrer - Prof. Mager - anbot, mit ihm an die Universität Bielefeld zu wechseln und dort zu promovieren. Kuhn ergriff die angebotene Chance und war zwischen 1972 und 1978 an der Geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld tätig, anfangs als Wiss. Assistent und ab 1975 als Wiss. Angestellter.

Als sich Ende der 70er Jahre die Chancen einer akademischen Laufbahn zusehends verschlechterten, musste er sich beruflich neu orientieren. Eine in Angriff genommene breit angelegte Dissertation zur „Sozial- und politischen Geschichte Oberschwabens im 19. und frühen 20 Jh.“ musste hinter der Notwendigkeit der existenziellen Lebenssicherung zurückstehen und blieb unvollendet. -1984 hat Kuhn seine Vorarbeiten unter dem Titel Industrialisierung in Oberschwaben und am Bodensee auf 872 Seiten veröffentlicht. - Im Jahre 1977 schuf der Bodenseekreis unter Dr. Wiedemann, einem Landrat, der nach Bekunden von Dino Larese „eine große Aktivität im Bereich der Kultur entfaltete“, die Planstelle eines Kreisarchivars; eine fortschrittliche Entscheidung, wenn man weiß, dass von 35 Landkreisen Baden-Württembergs damals nur 12 einen Kreisarchivar besaßen. Elmar Kuhn bewarb sich und wurde zur Vorstellung eingeladen; er kam – wurde gesehen - und siegte. Vom Kreisrat gewählt trat er am 1. 1. 1979 in die Dienste des Landratsamts Friedrichshafen. Und dort wirkt er, als Leiter des Kreiskulturamtes - unter der Stabführung von Landrat Siegfried Tann -, noch heute.

Außer mit diesem seinem Kulturamt ist er auch– das soll nicht verschwiegen werden - bürgerlich verheiratet mit Frau Brigitte Kuhn-Ritter und er ist Vater eines Sohnes.

Die Persönlichkeit

Erlauben Sie mir nun, nach dieser verhältnismäßig nüchternen Vorstellung den Blick noch ein wenig näher auf die Persönlichkeit zu fokussieren:

Früh zeigt der Lebenslauf von Elmar Kuhn seinen Drang, immer und überall über die jeweils aktuellen Stationen seines Werdegangs hinaus zu sehen und zu wirken, initiativ zu werden, Maßstäbe zu setzen.

Als Gymnasiast war er nicht einfach nur ein guter Schüler, sondern er engagierte sich in der katholischen Jugendbewegung, wo er es bis zum Pfarrjugendführer seiner Heimatgemeinde brachte. Mit 12 Jahren erwachte seine publizistische Ader; er veröffentlichte seinen ersten geschichtlichen Artikel in der Zeitung. Weitere publizistische Frühversuche folgten.

Trotz Studium im fernen Unterland blieb er Oberschwaben und seinem Heimatort eng verbunden. Als stv. Ortsvorsitzender der CDU und stv. Kreisvorsitzender der Jungen Union suchte und gewann er praktische politische Erfahrung: Wen wundert es da noch, dass der homo politicus Kuhn in jener bewegten Zeit um und nach 1968 auch in der Tübinger Studentenpolitik mitmischte und sogar kurzfristig Geschäftsführer des Asta Tübingen war – und trotzdem 1972 ein glänzendes Examen ablegte.

Dieser Drang, sich nicht nur im engen beruflichen und persönlichen Umfeld zu engagieren, sollte sich fortsetzen.

Kein Wunder also, dass Elmar Kuhn, als er sich in Friedrichshafen bewarb, nicht nur wegen seiner offensichtlichen beruflich-historischen Kompetenz aus Studium und wiss. Arbeit am Universitätsinstitut Bielefeld bestach.

Mit seinen zahlreichen zusätzlichen Erfahrungen,

  • pädagogischen aus Jugendarbeit und Bundeswehrzeit

  • didaktischen aus der Bielefelder Hochschul- und VHS-Lehre

  • sowie kommunalpolitischen und publizistischen,

entsprach und entspricht er in hohem Maße dem stark veränderten Berufsbild eines Kreisarchivars unserer Zeit. Gesucht ist nicht mehr ausschließlich oder in erster Linie der unauffällig-bescheidene aber bienenfleißige, der öffentlichkeitsscheue aber Stauballergie resistente Akten- und Bücherwurm.

Gefragt ist vielmehr

  • der vielseitige Fachmann für geschichtliche Erinnerungskultur, der das Quellengut des Landkreises nicht nur sammelt und ordnet – bei allem gebührenden Respekt, den der Historiker vor dieser für ihn so fundamentalen Archivarstätigkeit hat und haben muss -, sondern auch selbst wissenschaftlich aufarbeitet und auf vielerlei Wegen einer breiten Öffentlichkeit vermitteln kann,

  • der Fachmann, der den gestiegenen finanziellen Bedarf eines zeitgemäßen Archivs mit seinen vielfältig gewachsenen Aufgaben und seinem entsprechend ausgeweiteten Mitarbeiterstab auch gegenüber einem kritischen Landrat, vor auf Sparsamkeit bedachten Kreisräten sowie einer weiteren Öffentlichkeit unablässig durch Ausstellungen, Dokumentationen, Buchveröffentlichungen und Vorträge als nützlich und sinnvoll zu rechtfertigen vermag.

  • ja, der vielseitige Kulturfachmann, der der Kultur seines Landkreises – auch auf dem Hintergrund der regionalen Kultur – Impulse gibt, ihre unterschiedlichen Stränge bündelt und vernetzt.

Elmar Kuhn war eben dieser „Nicht-nur-Archivar“, der das professionelle Rüstzeug für eine solch vielseitige Tätigkeit mitbrachte. Rasch wurde seine Zuständigkeit ausgebaut und er zum Leiter des personell stark vergrößerten Kreiskulturamts, das sich heute in die Fachbereiche Kreisarchiv, Bibliothek und Kunstgalerie gliedert.

Auf dem Hintergrund dieser beruflichen Tätigkeit und Verantwortung sowie eines außergewöhnlichen Engagements entstand in den letzten Jahrzehnten ein selten umfangreiches und weit gespanntes Werk.

Das Gesamtwerk Elmar Kuhns

Nur ein Teil dieses Werks kann dienstlich veranlasst und innerhalb seiner Dienstzeit entstanden sein, das andere nach „Feierabend“, am „Wochenende und im Urlaub. Wenn die Pädagogische Hochschule Weingarten heute Abend Wirksamkeit und Leistung Elmar Kuhns besonders würdigt, dann hat sie selbstverständlich primär sein außerberufliches, sein ehrenamtliches Engagement und Werk im Blick. Nur - wie soll man das Eine vom Andern trennen, wie soll man amtlich und privat unterscheiden – gerade Elmar Kuhn ?

Peter Blickle schreibt: „Was Kuhn leistet, lässt sich im Rahmen der offiziellen Dienstaufgaben eines Kulturamtsleiters nicht erbringen. Folglich verlängert sich die Arbeit in die Freizeit, berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit sind schwer zu trennen. Der Feierabend gilt nicht weniger der Kultur wie die Dienstzeit.

Man kommt also nicht umhin, in dieser Laudatio die ganze Persönlichkeit Elmar Kuhn in den Blick zu nehmen.

Etwa 200 eigene Publikationen weist sein Werkverzeichnis bis zum Jahr 2004 auf. Monographien, heraus- und mit herausgegebene sowie redaktionell betreute Werke, Aufsätze in Magazinen, Zeitschriften und Sammelwerken, Vorworte und Einleitungen, Buchrezensionen sowie Zeitungsartikel.

Hinzu treten etwa 120 Kunstausstellungen auf Kreisebene zu Fotographie, Grafik und Malerei, an deren Organisation und Durchführung er maßgeblich mitwirkte. Am Anfang wurden eher prominente Künstler berücksichtigt, wie z.B. Joseph Anton Feuchtmayer, Otto Dix, Erich Heckel oder HAP Grieshaber, im Laufe der Zeit fiel die Wahl bewusst immer häufiger auf solche, welche die eher lokale oder regionale Kunstszene des Landkreises repräsentieren.

Unüberschaubar ist auch die Zahl sonstiger Veranstaltungen, die er organisierte, an denen er teilnahm oder die er bestritt: Konferenzen, Kongresse, Tagungen, Gespräche und Vorträge.

Hören wir Peter Blickle: „Kuhn bündelt geschickt die verfügbaren Kräfte in seinem Einfluss- und Interessenbereich, stellt so Ausstellungen auf die Beine, betreut redaktionell und als Herausgeber Sammelbände und sorgt für deren optimalen Vertrieb, organisiert offizielle Konferenzen und inoffizielle Treffen von Literaten, Wissenschaftlern und Archivaren der Bodenseeregion.“

Das geschichtswissenschaftliche und –didaktische Werk

Anstoß und Antrag zur heutigen Ehrenpromotion entsprangen an der Hochschule wesentlich dem Fach Geschichte. Die vorgelegten Promotionsgutachten hoben denn auch vor allem Elmar Kuhns Verdienste auf dem Sektor der Geschichtswissenschaft hervor.

An erster Stelle sei dabei sein wissenschaftlich-publizistisches Werk umrissen:

In seinen Arbeiten zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, in denen er moderne Fragen und Methoden auf Themen der Region übertrug, erweist sich Kuhn als echter Schüler der Bielefelder geschichtswissenschaftlichen Reformschule. Herauszuheben sind – ohne ermüdende Aufzählung von Einzeltiteln - v. a. seine Arbeiten

  • zur Geschichte des oberschwäbischen Bauernkriegs von 1525, jenes ersten Aufstandes der Untertanen in der deutschen Geschichte, der zwar vielerorts blutig gescheitert ist, aber in Oberschwaben in Gestalt des Weingartener Vertrags vom 18./21.4.1525 eine besondere Lösung zeitigte und der – auch s eine neuere Erkenntnis –nicht so erfolglos endete wie es in älteren Werken zu lesen war.

  • zur Gewerbe-, Industrie- und Technikgeschichte des Bodenseeraumes mit Untersuchungen zur Gewerbestatistik sowie zu Prozess und Auswirkungen der Industrialisierung

  • zur Sozialgeschichte des 19./20. Jhs., besonders zur Geschichte der ländlichen Unterschichten und zur Arbeiterbewegung in der Region

Zur Qualität der historischen Arbeitsweise sei hier ein Passus aus dem Gutachten von Rudolf Schlögl zitiert: Die Forschungen von Herrn Kuhn verbindet ein genuin sozialhistorischer Zugriff, der allerdings nicht bei den großen Strukturen stehen bleibt, sondern die „unaufhaltsame Annäherung an das Einzelne“ (Gerd Zang) betreibt. Beeindruckend ist der breite Zeithorizont vom Spätmittelalter bis zur Zeitgeschichte, in dem sich Kuhn sicher und mit Gespür für die zentralen Themen bewegt. Herr Kuhn arbeitet genau, quellenorientiert und theoriegeleitet. Seine Arbeiten sind zu jedem Zeitpunkt auf dem Stand der methodischen Diskussion.“

Historiographisch besonders hoch einzuschätzen sind Kuhns grundlegende Arbeiten zur Geschichte der regionalen Identität Oberschwabens, dieser Landschaft zwischen Schwarzwald und Lech, von der Donau bis zum Bodensee und zum Alpenrand.

Überhaupt ist seine reiche wissenschaftliche Produktion nahezu ausschließlich auf die Region Oberschwaben ausgerichtet, und hier weist Kuhn eine erste unübersehbar deutliche Affinität zu dieser Hochschule auf. Ich bin sicher auch in diesem Kreis erinnern sich noch manche daran, dass eines frühesten Werke, die sich monographisch der Region Oberschwaben zuwandten und ihren besonderen Charakter umfassend zu ergründen und darzustellen suchten, aus der Feder eines Professorenteams der PH Weingarten stammt „Oberschwaben. Gesicht einer Landschaft“, heißt jenes längst vergriffene Werk, herausgegeben von dem Germanisten und Historiker Stefan Ott und erschienen 1971 bei Otto Maier, mit Beiträgen von ihm, Adolf Köhler, Josef Sorg, Karlheinz Schaaf, Werner Knoblauch und Erno Seifriz, Kollegen die auch heute noch unvergessen sind.

Ich kann und will hier nicht im Einzelnen aufzuzeigen, dass diese Tradition seither nie ganz abgebrochen ist, um das institutionelle Eigenlob nicht zu übertreiben, möchte aber doch nicht verschweigen, dass sich die Hochschule gerade im laufenden Jahr entschlossen hat, diese regionale Tradition institutionell noch stärker zu verankern. Einmal durch eine Professur für Regionalgeschichte und zum andern durch die Begründung eines förmlichen Zentrums für Regionalität, eines von insgesamt 6 Zentren für Forschung und Lehre, welche der Pädagogischen Hochschule Weingarten ihr zukünftiges unverwechselbares Profil geben sollen. Man darf, im Interesse der Region, denke ich, der Hochschule zu diesem Neuansatz für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg wünschen.

Mit dieser Tradition konvergiert das berufliche und private Werk Elmar Kuhns in hohem Maße. Durchmustert man die 30 Seiten seiner Bibliographie bestätigt sich eine oft geäußerte Erfahrung: Die Landes- oder Regionalgeschichte tendiert zur Universalgeschichte. Die Beschäftigung mit den Phänomenen vor Ort ist einer Spezialisierung abhold, sie zwingt zu einem möglichst ganzheitlichen Zugriff.

Unter dieser Prämisse verwundern auch andere Betätigungsfelder Kuhns nicht. Zur Kirchengeschichte ist einmal das zweibändige Standardwerk zur Geschichte des Bistums Konstanz zu nennen, an dem Kuhn maßgebend mitgewirkt hat, zum andern aber die zahlreichen Arbeiten zur Geschichte des seltenen, aber gerade in unserem Raum durch das ehem. Kloster Oberlangnau vertretenen Paulinerordens.

Die Adelsgeschichte ist insbes. durch Arbeiten über die Grafen von Montfort vertreten.

Nicht vergessen sei auch die Kunst- und Kulturgeschichte, die in meist kleineren Arbeiten zu Künstlern, Kunstobjekten und Kunsträumen des Bodenseekreises in großer thematischer Streuung und zeitlicher Breite aufgearbeitet wurde.

Zum didaktischen Anliegen und Werk Kuhns

Auch in einer ganz anderen Hinsicht weist das Werk Elmar Kuhns eine enge Verwandtschaft mit Aufgaben und Zielen dieser Hochschule auf. Zwar ist Kuhn kein beamteter Lehrer i. e. Sinne geworden, aber eine didaktische Grundintention, nämlich die Frage nach der richtigen Vermittlung von Geschichte, begleitet sein Gesamtwerk. So betonte er 1978 in einem Aufsatz aus Bielefeld einmal die Bedeutung der Geschichtstheorie für eine moderne Didaktik der Geschichte.

Stellvertretend seien einige Werke genannt, welche direkt auf Schule und Unterricht zielen, etwa die zweiteilige Quellensammlung zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, die als Manuskriptveröffentlichung erschienen und weit verbreitet ist.

Hierzu erschien ein Anschlussband mit Unterrichtsmodellen, welchen ein Arbeitskreis von Lehrern aller Schulstufen unter seiner Leitung erarbeitete und den später auch das Oberschulamt in der Reihe seiner Materialien zum GU herausgegeben hat. Die Liste könnte ….

Zu erwähnen sind auch gegen 100 thematisch verschiedene Vorträge und – nachdem heute das alte Prinzip des „Lernens vor Ort“ eine didaktische Wiederauferstehung gefeiert hat - viele (23) Führungen in Ausstellungen und landeskundliche Exkursionen.

Dazu schreibt Peter Blickle, der offensichtlich über praktische Erfahrungen verfügt:

Ein Besuch in der Wallfahrtskirche von Birnau wird unter seiner Führung zu einer Verlebendigung der oberschwäbischen barocken Frömmigkeit, wie eine von ihm organisierte Wanderung oder Radtour zu Stätten des Bauernkriegs die Ereignisse von 1525 vergegenwärtigt.

Aber auch darüber hinaus, in den sog. rein wissenschaftlichen Arbeiten, dachte und schrieb Kuhn in didaktischer Absicht und Sprache.

Peter Blickle schrieb in seinem Gutachten: „Kuhn verfügt über das Talent, seine wissenschaftlichen Arbeiten einem fachlich nicht gebildeten Publikum näher zu bringen. Er kann komplizierte Sachverhalte sprachlich verständlich und klar darstellen, ohne sie zu trivialisieren.

Last not least äußert sich Kuhns didaktische Intention auch in seiner Tätigkeit für die Gesellschaft Oberschwaben.

Kuhns stets offener Blick über die Kreisgrenzen und die Zuständigkeiten seines Amtes hinweg sowie die Bereitschaft, sich auch weit über den tariflichen Achtstundentags hinaus zu engagieren, haben ihn zu einem Motor der oberschwäbischen Geschichte, Kultur und Kulturpolitik werden lassen.

Er begründet insbesondere seinen hohen Anteil an Ausbau und Betrieb der 1996 durch den damaligen Landrat Dr. Guntram Blaser und den damaligen Ordinarius für ‚Neuere Geschichte an der Universität Bern, Prof. Dr. Peter Blickle, ins Leben gerufenen „Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur“. Elmar Kuhn gab und gibt dieser Gesellschaft mit ihren etwa 1.000 Mitgliedern seit der Gründung bis heute als ehrenamtlicher Geschäftsführer einen Teil seiner Arbeitskraft und vielfältige Impulse. Peter Blickle schreibt in seinem Gutachten sehr treffend: Vielleicht darf man ihn die ‚Unruhe’ im Uhrwerk dieser Gesellschaft nennen, denn unermüdlich ist er für sie nicht nur in der Organisation der Alltagsgeschäfte, sondern auch als Ideengeber tätig. Ohne ihn gäbe es [vermutlich] weder die Triennale noch die Oberschwabentage und die Klostertage. Kurzum – soweit Vernetzung und Effektivitätssteigerung kultureller Arbeit in Oberschwaben stattfinden, haben sie eine unentbehrliche personale Mitte auch in Elmar Kuhn.“

Die Pädagogische Hochschule Weingarten ist mit der Gesellschaft Oberschwaben eng verbunden. Seit der Gründung 1996 hat ihr Rektor einen Sitz in ihrem Kuratorium, und ein Mitglied des Lehrkörpers ist ständiges Vorstandsmitglied. Im Jahr 2000 wurde an der Hochschule der jährliche Oberschwabentag ausgerichtet, zu dessen Veranstaltungen mehr als 200 Gäste kamen. Und in den Jahren 2002/03 entstand in ihrem Institut für Regionalforschung im Auftrag der Gesellschaft und mit den durch sie vermittelten Stiftungsgeldern das umfangreiche Begleitwerk zur Großen Landesausstellung in Bad Schussenried.

Ich komme zum Schluss

Die berufliche und außerberufliche Wirksamkeit und insbesondere das wissenschaftliche Gesamtwerk Elmar Kuhns rechtfertigen nach Meinung von Fakultät II und Senat ohne jeden Zweifel die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Pädagogischen Hochschule Weingarten an Herrn Elmar L. Kuhn

  • Sowohl hinsichtlich Quantität und wiss. Qualität der Publikationen,

  • sowie ihres thematischen Bezugs auf die Region Oberschwaben

  • als auch hinsichtlich des didaktischen Ansatzes seiner Bemühungen in

Publikationen, Ausstellungen sowie in seiner maßgebenden Tätigkeit in der Gesellschaft Oberschwaben, eines Historischen Vereins, der sich in seiner Satzung auch die didaktische Aufgabe der Verbreitung eines zeitgemäßen oberschwäbischen Geschichtsbewusstseins zum Ziele gesetzt hat.

Durch die Verleihung der Ehrenpromotion an den Leiter des Kulturamtes Bodenseekreis möchte die Hochschule auch – man könnte sagen „exemplarisch“ - ein Zeichen der Anerkennung setzen für die vielfältigen kommunalen Bemühungen um Geschichte und Kultur unserer Region, wie sie – anders als früher – heute wesentlich in Kreis- und Stadtarchiven erfolgen. - Insofern dürfen sich heute Abend durchaus auch die anwesenden Herren und Damen Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie Kreis- und Stadträte ein wenig mit geehrt fühlen.

Und welche Hochschule wäre zu dieser Ehrung berufener als diejenige, in der sich schon seit Jahrzehnten immer und immer wieder Kollegen aus Fächern wie Kunst, Musik, Literatur, Biologie, Sport, Pädagogik und vor allem Geographie und Geschichte der Region Oberschwaben in Forschung und Lehre verpflichtet wussten und wissen,eine Hochschule, die gerade im laufenden Jahr 2005 regionale Forschung und Lehre auf eine institutionalisierte Stufe gehoben hat, indem sie, im Rahmen ihrer Neustrukturierung, ein sog. „Zentrum Regionalität“ konstituiert hat.

Meine letzten Sätze gelten Ihnen, lieber Herr Kuhn: In einem Beitrag in der Zeitschrift Allmende mit dem Titel „Kultur der Region – Kultur im Landkreis ?“ berichten sie 1996, wie sie bereits im Jahre 1981 einmal ihrem Landkreis „leitende Gesichtspunkte der Kulturpolitik des Kreises“ vorschlugen und offensichtlich wenig Beachtung erfuhren. Mit resignativem Humor oder humorvoller Resignation schlossen sie damals ihre Ausführungen mit dem Satz: „Munter pfiff ich im Walde vor mich hin, ohne Echo!“

Lieber Herr Kuhn, seither haben Sie, denke ich, noch oft gepfiffen und oftmals auch ein würdiges Echo zu hören bekommen. Auch der heutige Abend kann als ein solches Echo verstanden werden – und ein kräftiges dazu.

Ich gratuliere Ihnen zu der nun bevorstehenden Ehrenpromotion der Pädagogischen Hochschule Weingarten.

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